Prionen im Muskel vor Erkrankung nachweisbar
Landwirtschaft
Forscher aus Berlin und Göttingen entdecken neue Nachweismethode
>Vor ziemlich genau drei Jahren stellte die Schweizer Biotechnologie Firma Sereno International einen neuen BSE Test vor. Genaugenommen konnten in einem neuen Verfahren Hundertmal besser fehlerhafte Prionen aufgespürt werden. Und damit wurden BSE Tests effektiver gestaltet, denn zu diesem Zeitpunkt waren Tiere, die jünger als 30 Monate sind, nicht zu testen. Die Prionen waren nicht nachweisbar.
Damals war die Wissenschaft allerdings auch noch nicht sicher, ob Prionen überhaupt für BSE und Creutzfeld - Jakob Krankheit (CJD) verantwortlich waren.
Nun hat die Wissenschaft weitere Fortschritte erzielt: Übertragbare Erreger von Prionkrankheiten, wie "Scrapie" lassen sich schon vor dem Auftreten erster klinischer Symptome in der Muskulatur nachweisen. Dabei dringen die Erreger offensichtlich aus dem Gehirn oder Rückenmark über Nerven in Muskelfasern ein, in denen sie sich dann weiter ausbreiten können ("Journals of Clinical Investigation" (Vol. 113, No. 10, S. 1465-1472). Autoren sind Dr. Michael Beekes vom Berliner Robert - Koch - Institut und Dr. Walter Schulz-Schaeffer vom Institut für Neuropathologie in Göttingen, die jeweils den Forschergruppen vorstehen.
Es konnten Spuren der Erregerausbreitung nach circa vierfünftel der Inkubationszeit in Muskeln der Extremitäten, im Kaumuskel und in der Zunge klinisch gesund erscheinender Hamster nachgewiesen werden, die zuvor über die Nahrung mit Scrapie infiziert worden waren. Über Muskelgewebe war es möglich, die Erkrankung auf andere Tiere zu übertragen. Ferner ist es mit einer weiterentwickelten Nachweisreaktion am Gewebeschnitt gelungen, mit der Krankheit einhergehende Prionproteinablagerungen in Muskulatur und Nerven unmittelbar sichtbar zu machen und so den Weg der Erregerausbreitung nachvollziehen zu können.
Schon bevor übertragbare Scrapie - Erreger in der Muskulatur der Tiere direkt oder indirekt nachweisbar waren, hatten sie bereits das Gehirn befallen. Wenn sich diese Ergebnisse prinzipiell auf BSE im Rind und Scrapie im Schaf übertragen lassen sollten, würden Nutztiere, von deren Muskelgewebe eine Gefahr für den Verbraucher ausgehen könnte, durch den in der Europäischen Gemeinschaft vorgeschriebenen BSE-Schnelltest entdeckt und aus dem Verkehr gezogen werden können. Darüber hinaus unterstreichen die Befunde, dass es in Klinik und medizinischer Praxis entsprechend der Leitlinie des Robert Koch-Institutes notwendig ist, sorgfältig Hygienemaßnahmen einzuhalten, die einer versehentlichen Krankheitsübertragung durch unerkannte CJD- oder vCJD - Patienten vorbeugen.
VLE