ProgRess in der Landwirtschaft
Landwirtschaft
Deutsches Ressourceneffizienzprogramm verabschiedet
Weil die Nutzung natürlicher Ressourcen deren Regenerationsfähigkeit mittlerweile deutlich übersteigt, hat das Bundeskabinett am Mittwoch das Deutsche Ressourcenschutzeffizienzprogramm (ProgRess) verabschiedet: „Die globale Ressourcennutzung hat eine Entwicklung angenommen, die nicht dauerhaft fortgesetzt werden kann, ohne die Perspektiven zukünftiger Generationen auf wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Zusammenhalt zu beeinträchtigen“, heißt es in dem Bericht.
Rohstoffeffizienz verdoppeln
Bundesminister
Dr. Norbert Röttgen vom federführenden Umweltministerium, begründete die
Festlegung auf eine Ressourceneffizienzstrategie, weil in Deutschland ein
Drittel mehr Ressourcen eingesetzt werden, die Effizienz der Nutzung zwar um 50
Prozent erhöht wurde, aber die Rohstoffkosten in der Industrie noch immer bei
mindestens 45 Prozent liegen.
Vor
dem Jubiläumsgipfel Rio +20 will sich Deutschland als moderne Wirtschaft
präsentieren und in Südamerika solche Konzepte auf internationale Basis
stellen. In der Nachhaltigkeitsstrategie hat sich die Bundesregierung
verpflichtet, die Rohstoffproduktivität bis 2020 gegenüber dem Jahr 1994 zu
verdoppeln. ProgRess soll dieses Ziel umsetzen helfen. Der Ansatz bezieht sich
auf abiotische, nichtenergetisch und biotische Stoffe und beschäftigt sich
daher mit einem Bereich, der von der Plastiktüte bis zum Gold im Handy reicht.
Dr.
Röttgen möchte sich dem weltweit angewandten Top Runner-Prinzip anschließen, um
die Effizienz schrittweise zu steigern.
Der Minister setzt dabei auf Anreize, Motivation, Beratung und Bildung, lehnt
Vorschriften im Rahmen einer „Staatspädagogik“ ab. International sind die
abgeschlossenen Rohstoffpartnerschaften eine Chance, auch das Thema
Menschenrechte auf die politische Bühne zu bringen.
Landwirtschaft
ProgRess
beschäftigt sich nicht nur mit seltenen Erden, sondern auch konkret mit der
Landwirtschaft. So verändern Agrarimporte und -exporte den „Wasserfußabdruck“
der Produktion. Das meiste „virtuelle Wasser“ führt Deutschland nach ProgRess
über Agrargüter aus Brasilien, der Elfenbeinküste und Frankreich ein, im
Gegenzug wird Wasser über Agrarprodukte, z.B. Fleisch oder Getreide, in
wasserarme Regionen (Nordafrika oder China) exportiert. Die Wasserressourcen
werden weltweit gehandelt und aus virtuellen Wasserströmen können
Handlungsoptionen für die nachhaltige Nutzung der Weltwasserressourcen
abgeleitet werden.
Auch
das Thema Flächenverbrauch findet in ProgRess seinen Platz. Bemängelt wird,
dass ein erheblicher Teil fruchtbaren Ackerbodens durch Versiegelung verloren
geht. Durch Änderungen im Baugesetzbuch will ProgRess Kommunen helfen, den
Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 Hektar am Tag zu begrenzen.
Generell
soll die Forschung im Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen
nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) Projekte zur Steigerung der
Ressourceneffizienz der Landbewirtschaftung und der tierischen Erzeugung
erarbeiten. In der Landwirtschaft können durch verschiedene Maßnahmen 30 bis 50
Prozent weniger Energie verbraucht werden.
Ein
großes Thema ist die stoffliche Nutzung vor allem in der Forstwirtschaft. Die
gute fachliche Praxis müsse so entwickelt werden, dass „keine zusätzlichen
Umweltwirkungen“ hervorgerufen werden.
Phosphor
Einer
der wichtigsten Stoffe für die Landwirtschaft ist Phosphor. Bei rund 65.000
Millionen Tonnen Vorrat und einer jährlichen Produktion von etwa 160 Millionen
Tonnen, wird kurzfristig keine Verknappung erwartet. Trotzdem gewinnen
Phosphorrückgewinnungskonzepte an Bedeutung. Der Bericht sieht hohe Potenziale
in den Bereichen Abwasser und Klärschlamm, der nicht unmittelbar für die
Düngung verwendet wird. Eine Beimischung von Recyclingphosphaten in
phosphorhaltige Düngemittel könnte dazu beitragen, die Marktchancen für neue
Recyclingprodukte zu verbessern.
Generell
muss jedoch auch der Einsatz als Düngemittel optimiert werden, damit nicht
genutzte Phosphate nicht in die Oberflächengewässer gelangen.
Landwirtschaftliche Anbausysteme sollten auf dieses Ziel hin geändert werden.
„Ressourcenschonung light“
Als „Ressourcenschonung light“ bezeichnet Nabu-Geschäftsführer Leif Miller das Programm. Deutschland werde das Ziel „Ressourceneffizienzweltmeister“ nicht erreichen, kommentierte Miller. Er kritisiert, dass es keine absoluten Reduzierungsziele für den Rohstoffverbrauch gebe. Der Nabu will der Bundesregierung genau au die Finger schauen, „ob wenigstens die 20 guten Handlungsansätze in ProgRess tatsächlich verfolgt werden.“
Thema im Handel
Der jüngste Bericht des Europäischen Einzelhandelsforum für Nachhaltigkeit zeigt, dass umweltfreundliche Lieferketten, nachhaltige Vertriebssysteme und erneuerbare Energien Thema im Einzelhandel sind. Ökologisch verantwortlich Handeln scheint auch zunehmend eine Rolle in der Wirtschaftlichkeit einzunehmen. Umweltkommissar Janez Potocnik: „Die Einzelhändler sind in einer starken Position, um die Ressourceneffizienz zu erhöhen, denn sie können die Umweltfreundlichkeit ihrer Lieferkette beeinflussen und Veränderungen des Verbraucherverhaltens anregen.“
Lesestoff:
Den Bericht ProgRess finden sie auf der Seite des Umweltministeriums: www.bmu.de
Nachhaltigkeit
ist auch Thema des öffentlichen Beschaffungswesens. Dazu hatte die Fachagentur
Nachwachsende Rohstoffe im letzten Jahr eine Tagung abgehalten
Roland Krieg