Raps und Leguminosen für Teller und Trog
Landwirtschaft
Mehr Raps und Leguminosen auf den Feldern sind möglich
In zwei Studien haben Expertinnen und Experten aus den UFOP-Gremien in den Bereichen Pflanzenbau und Tierernährung untersucht, wie die Kernforderung der „10+10“-Strategie der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) umgesetzt werden kann. So sollen bis zum Jahr 2030 für Raps und Sonnenblumen sowie für Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen, Süßlupinen und Soja sowie Luzerne und Kleegemische einen Anteil von jeweils 10 Prozent der deutschen Ackerfläche erreicht werden. Die Studienergebnisse belegen die hohe Bedeutung von Raps und Körnerleguminosen für die Resilienz der deutschen Landwirtschaft. Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für die heimisch angebauten und genutzten Öl- und Eiweißpflanzen so zu gestalten, dass ihre zahlreichen Vorteile in Ackerbau, Tier- und Humanernährung bestmöglich zum Zuge kommen. Hierzu gehört auch, der Pflanzenzüchtung den Zugang zu modernen Technologien wie Genome Editing zu gewähren.
Ausbau des Anbaus möglich
Die Studien der beteiligten UFOP-Fachkommissionen belegen, dass ausreichend Flächenpotenziale zur Verfügung stehen, um jeweils ca. 1,2 Millionen Hektar Raps und Leguminosen in Deutschland anzubauen. Dieser Umfang kann auch sichergestellt werden, wenn der Anbau fast ausnahmslos in politisch gewünschten weiten Fruchtfolgen stattfindet. Die Verwertung der so erzeugten Rapssaaten – in Form von Rapsextraktionsschrot – sowie Körnerleguminosen kann selbst bei einem, in den Ausarbeitungen berücksichtigten, deutlichen Rückgang der Tierhaltung bis 2030 in Deutschland vollständig über die Nutztierfütterung erfolgen.
Defizit Bio-Raps
Für die ebenfalls politisch gewollte starke Ausweitung des Ökolandbaus gilt anzumerken, dass dies – bei Fortschreibung des Status quo ohne maßgeblichen Anbau von Bio-Raps – zu einer extrem starken Einschränkung des Winterrapsanbaus führen würde. Da der Bedarf an hochwertigen Eiweißfuttermitteln in der Nutztierhaltung weiterhin groß sein wird, würde dies zu größeren Einfuhren an Rapssaaten oder Sojabohnen/Sojaextraktionsschrot aus europäischen oder nichteuropäischen Herkünften führen. Zudem würde in vielen Fruchtfolgen mit dem Raps eine bedeutende Blattfrucht verloren gehen, die durch Körnerleguminosen bzw. Grünleguminosen aufgrund der einzuhaltenden Anbaupausen nicht kompensiert werden könnte.
Unstrittig bleibt, dass für beide Kulturartengruppen deren positive Vorfrucht- und Fruchtfolgewerte künftig vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und damit zu erwartender höherer für Stickstoffdünger stärker zum Tragen kommen. Auch ihre Bedeutung als Blühpflanzen ist zusätzlich zu würdigen. Daneben gilt, dass die Marktpreise auch weiterhin über das Anbauverhalten substanziell mitbestimmen werden.
Körnerleguminosen und Rapssaaten finden Interesse als Rohstoff oder als Zutat in der Humanernährung. In Abhängigkeit von der Fruchtart finden bereits Körnererbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen und Süßlupinen in unterschiedlichen Mengen ihren Weg in die menschliche Ernährung. Hierdurch entsteht ein Wettbewerb um den heimischen Rohstoff, wobei grundsätzlich auch eine Kaskadennutzung möglich ist. Derzeit beobachtet die UFOP, dass sich sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle zur Vermarktung von Körnerleguminosen entwickeln – auch getragen vom Trend einer steigenden Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln.
Zusätzlich sind Raps und Körnerleguminosen in der Fruchtfolge für die Resilienz auf dem Acker wichtig.
Lesestoff:
Die beiden Studien sind als UFOP-Schrift „10 % Raps und 10 % Leguminosen auf deutschen Feldern – Szenarien für den Anbau und die Verwertung“ erschienen und stehen als Download kostenfrei zur Verfügung: bit.ly/Potenzialstudie (0,8 MB)
roRo / UFOP