Raps unter Beobachtung

Landwirtschaft

Uni Göttingen sucht neue Beizen

Der Raps blüht auf fast 113.000 Hektar in ganz Niedersachsen und setzt in leuchtendem Gelb bei strahlend blauem Himmel einen besonderen Akzent in der Landschaft. Von einem Hektar blühenden Rapses ernten Bienen derzeit 100 Kilogramm Honig. Nach der Ernte im Juli oder August werden die schwarzen Samen ausgepresst und zu gesundem Speiseöl oder Rohstoff für Biodiesel weiterverarbeitet. Was in der Ölmühle übrig bleibt, wird an Rinder verfüttert. Deutschlandweit hat Raps mit einer Anbaufläche von 1,31 Millionen Hektar eine große Bedeutung, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anbau jedoch um sechs Prozent zurückgegangen. Nach Meldung der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) sind schlechte Witterungsbedingungen zur Aussaat und ein niedriger Rapspreis Auslöser für den Anbaurückgang. In Niedersachsen wird mit 119.000 ha in diesem Jahr fast elf Prozent weniger Raps als im Vorjahr angebaut.

Die Landwirte beklagen außerdem einen erhöhten Schädlingsdruck auf ihren Rapsflächen, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Der Rapsglanzkäfer ernährt sich vom Blütenstaub und frisst sich schon durch die geschlossenen Blütenknospen. Mehr Sorge bereiten den Ackerbauern der Rapserdfloh und die Kleine Kohlfliege. Bislang waren die Pflanzen durch eine Beize mit Neonicotinoiden geschützt, diese wurde aber 2013 verboten. Auf einigen Schlägen war der Schädlingsdruck so hoch, dass sie im Frühjahr umgebrochen werden mussten, auf anderen Flächen rechnen die Anbauer mit hohen Ertragseinbußen.

An der Universität Göttingen wird unter Hochdruck an Lösungen gearbeitet: „Aktuell richtet der Rapserdfloh an den Pflanzen keinen Schaden mehr an, doch die Larven entwickeln sich im Boden zu neuen Käfern, die im Herbst die jungen Pflanzen befallen“, erläutert Dr. Bernd Ulber aus dem Department für Nutzpflanzenwissenschaften. „Kurzfristig arbeiten wir an einer neuen, wirksamen Beize. Langfristig versuchen wir, die Resistenzmechanismen in den Pflanzen gegen Schädlinge für die Rapszüchtung zu identifizieren“, sagt der Wissenschaftler. Das Verbot der Beize und die dadurch notwendigen Spritzbehandlungen bergen für Ulber ein großes Risiko. Sie rufen bei den Schädlingen Resistenzen hervor, die die Landwirte vor ein unlösbares Problem stellen könnten. Die Landwirte sind verunsichert. „Durch das Verbot der Beize ist ein wirtschaftlicher Rapsanbau kaum möglich. Die Pflanzenschutzaufwendungen steigen, anders können wir den Rapserdfloh nicht eindämmen“, verdeutlicht Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender im Ausschuss Pflanzliche Erzeugung im Landvolk Niedersachsen.

LPD; Foto: roRo

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