Rapsanbau in Australien und Kanada
Landwirtschaft
Raps: Australien zurück, schwere Zeiten für Kanada
Nach den Buschbränden hat sich die Bodenfeuchtigkeit in Australien in den Rapsanbaugebieten in New South Wales und Victoria deutlich erholt. Der Rapsertrag wird vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium um 800.000 Tonnen auf 3,9 MillionenTonnen für das laufende Wirtschaftsjahr nach oben korrigiert. Insgesamt liegt der Ertrag aber unter dem Zehn-Jahres-Schnitt. In New South Wales haben frische Regenfälle die Anbaubedingungen deutlich erhöht. Dort wächst rund ein Viertel der australischen Rapsfrüchte. In anderen Regionen steht ebenfalls eine Ausweitung bevor, weil die Rapspreise derzeit sehr attraktiv sind. Sie haben zum Teil die Schwelle von 80 australischen Dollar (50 US-Dollar) übersprungen.
Der Rapsanbau in Australien ist risikoreicher als der von Getreide und die Gestehungskosten sind höher. Landwirte, die in den vergangenen Jahren Liquiditätsengpässe haben, werden zögern, auf Raps umzusteigen. Der Binnenkonsum liegt unverändert bei 800.000 Tonnen. Der Rest geht in den Export. Für Europa kommt nur der getrennt geerntete gentechnikfreie Raps in Frage. Ein Viertel der Rapsernte ist frei von GVO. Der Bundesstaat South Australia ist der einzige, der ein Moratorium für die Gentechnik ausgesprochen hat und etwa neun Prozent der Rapsernte vom Fünften Kontinent erzeugt. Auf dem europäischen Markt konkurriert die Ware von Down Under mit Raps aus Kanada. Hier sind die beiden größten Rapsexporteure unter sich. Beide konkurrieren auch mit Exporten nach China. Beide Länder können variabel auf die Nachfrage in China und Europa reagieren und leiten Überhänge in die jeweilige Defizitregion um.
Australien nutzt rund 460.000 Tonnen eiweißreiches Rapsschrot für die eigenen Nutztiere wie Geflügel, Schweine und Milchrinder. Es konkurriert mit importiertem Sojaschrot. Als weiteres Produkt fällt nach der Rapsernte Rapsöl an. Für das Wirtschaftsjahr 2020/21 werden etwa 330.000 Tonnen erwartet. Zwei Drittel werden selbst verbraucht. Der Rest nach China, Neuseeland und Taiwan verkauft.
Kanada
Für Kanada liegen die Prognosen für das neue Wirtschaftsjahr auf dem Niveau von 2019/20. Rund 19 Millionen Tonnen werden vom weltweit größten Rapsexporteur erzeugt. Etwa neun Millionen Tonnen gehen in den Export. Wegen der nassen Witterung blieben im Dezember 2019 etwa 162.000 Hektar mit einem Durchschnittsertrag von 2,2 Tonnen je Hektar bei der Ernte unberührt. Das sind mit zwei Prozent der Anbaufläche doppelt so viele wie in einem normalen Witterungsjahr. Wegen der niedrigen Rapspreise in Kanada steht kaum eine Aussicht auf eine Ausdehnung der Anbaufläche ins Haus. In der Hauptanbauregion Saskatchewan fehlten im Winter ausreichend Niederschläge für eine sichere Vegetationsentwicklung. Farmer könnten für das nächste Wirtschaftsjahr auf Weizen und Gerste ausweichen.
Die Kanadier leiden unter unsicheren Marktbedingungen durch die Afrikanische Schweinepest in China. Das politische Kanada hat mit der Verhaftung der Huawei Finanzchefin den Rapsmarkt beeinflusst. Chinesische Inspektoren haben Pflanzenkrankheiten in kanadischer Rapslieferung gefunden. Die beiden größten Exporteure Richardson International und Viterra verloren im März 2020 ihre Exportlizenzen nach China. Am 02. April meldete ein drittes Unternehmen Probleme mit Rapslieferungen, die aber selbst nach chinesischen Quellen gelöst wurden. Die Sperrung der beiden kanadischen Firmen liegt derzeit als Beschwerde bei der Welthandelsorganisation WTO vor.
Ein anderes Problem kommt aus der Schwarzmeerregion. Russland hat im vergangenen Jahr rund 1,5 Millionen Hektar Raps angebaut, kann aber mit einer deutlichen Ausweitung und steigenden Erträgen Ottawa künftig ins Gehege kommen.
In den nächsten Jahren stehen Verlängerungen beim Export für kanadische GMO-Sorten nach China und in die EU an. Für verschiedene Sorten müssen ab 2021 neue Sicherheitszertifikate für China erstellt werden. Die Genehmigung für GVO-Raps in die EU wird frühestens im April 2025 für das Merkmal RT73 (auch notiert als GT73) auslaufen. RT73 wird in 139 Sorten verwendet. Zusammen mit den anderen Merkmalen werden die zur Verlängerung anstehenden Rapssorten auf 85 Prozent aller Rapsflächen verwendet.
Roland Krieg / VLE
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