Reform der Düngerverordnung dringend erforderlich

Landwirtschaft

Düngerverordnung für Umweltziele reformieren

Stickstoff und Phosphor sind essentielle Nährstoffe für das Pflanzenwachstum und mit verantwortlich für die hohen Erträge in Deutschland. Die Bundesrepublik gehört zu den sechs EU-Ländern mit den höchsten Erträgen in der Landwirtschaft, gleichzeitig aber auch auf der Kehrseite der Düngermedaille zu den sechs Ländern mit dem höchsten nationalen Stickstoffsaldo. Zwischen 1950 und 2000 haben Nährstoffüberschüsse zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und steigenden Erträgen geführt, doch derzeit sind die Nährstoffspeicherkapazitäten vieler Böden ausgeschöpft.

Der Stickstoffüberschuss lag in den ersten 1990er Jahren bei 130 Kilogramm Stickstoff je Hektar und konnte im letzten Dreijahreszeitraum auf 97 Kilogramm zurückgeführt werden. Die Bundesregierung hatte sich aber zum Ziel gesetzt, den Überschuss bis 2010 auf 80 Kilo je Hektar zu verringern und somit das Ziel deutlich verfehlt. Neben der Eutrophierung von Gewässern sind Lachgasemissionen in der Landwirtschaft besonders klimarelevant. 68 Prozent davon stammen aus Quellen der mineralischen und organischen Düngung.

N-Gesamtbilanzüberschuss und Stickstoffnutzungseffizienz Deutschland zwischen 1991 und 2010 (Dreijahresdurchschnitt). Q: Novellierung der Düngeverordnung: Nährstoffüberschüsse wirksam begrenzen; Wissenschaftliche Beiräte für Agrarpolitik (WBA) und für Düngungsfragen sowie des Sachverständigenrates für Umweltfragen; 23. August 2013, S. 7

Beiräte zur Düngeverordnung

Aus diesem Anlass haben die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik (WBA) und für Düngungsfragen (WBD) sowie der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) dem Bundeslandwirtschaftsministerium eine Stellungnahme zur Überprüfung der Düngeverordnung übergeben. Ziel: Senkung der Nährstoffüberschüsse und Empfehlungen für die Umsetzung.

In den letzten 20 Jahren habe sich die Situation zwar gebessert, aber regional lassen sich noch immer Hotspots der Überdüngung ausmachen. Insbesondere in Regionen intensiver Tierhaltung und Bioenergieproduktion sowie in Regionen mit Sonderkulturen nehmen nach Analyse der Beiräte die Nährstoffausträge derzeit sogar wieder zu. „Darunter leiden die Qualität der Oberflächen- und Grundgewässer und die biologische Vielfalt der Landökosysteme und es kommt zu einem erhöhten Ausstoß von Klimagasen“, erklärte Prof. Karin Holm-Müller vom SRU.

Liste der Empfehlungen

Die Beiräte haben in ihrer Stellungnahme eine lange Liste an Empfehlungen vorgeschlagen. So sollen die Sperrfristen für die Ausbringung von organischen Düngern verlängert werden, was mit einer Ausweitung der Mindestlagerkapazität einher gehen muss. Ausbringungstechnik und Einarbeitung der organischen Düngung müssen auf den modernsten Stand gebracht werden. Am Ende steht ein dokumentierter Düngeplan, der sich am tatsächlichen Pflanzenbedarf orientiert. Dazu sollen die Betriebe eine „Hoftorbilanz“ aufstellen, die Nährstoffexporte und -importe genau quantifiziert.

Neben diesen fachlichen und rechtlichen Hinweisen haben die Beiräte auch gleich die Finanzierungsfrage geklärt. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) soll Deutschland die Möglichkeit nutzen, Mittel aus der ersten in die zweite Säule für den ländlichen Raum zu transferieren. Und zwar in vollem Umfang. Das wären 15 Prozent.

Lesestoff:

Entlang der Weser befinden sich einige der von den Beiräten identifizierten Regionen. Das Thünen Institut hatte bereits vor zwei Jahren einen großen Handlungsbedarf bei der Stickstoffsituation an der Weser ausgemacht

Niedersachsen hat die Herbstdüngung 2013 mit organischem Dünger bereits eingeschränkt. Die Landwirtschaftskammer hatte zuvor berechnet, dass auf 36 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Niedersachsen kein Bedarf mehr an organischen Düngern bestehe.

Roland Krieg

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