Regen bedroht stehendes Getreide

Landwirtschaft

Produktionskosten schmälern Freude über hohe Erträge

Die deutsche Getreideernte ist weit vorangeschritten und kann sich „ertraglich“ sehen lassen. Allerdings trüben die hohen Produktionskosten und die sinkenden Preise das Bild deutlich. Sorgen bereitet auch das unbeständige Sommerwetter, das in diesem Jahr zu ständigen Unterbrechungen bei der Ernteeinbringung führte.

Regen behindert die Ernte
So gut wie abgeschlossen ist die Ernte von Wintergerste und Raps; beim Raps stehen lediglich in einigen Spätgebieten noch Restbestände zum Drusch an. Die Ernte von Winterweizen und Sommergerste ist dagegen durch die häufigen Regenfälle in weiten Teilen unterbrochen. Insbesondere im Westen und Süd-Westen stoppen immer wieder einsetzende Regenfälle den Fortschritt der Ernte. Gerade in den Höhenlagen steht noch ein bedeutender Teil des Weizens und der Braugerste auf dem Halm. Bei der Braugerste konnten bisher gute bis sehr gute Erträge eingefahren werden. Sorgen bereiten aber die spät gesäten Bestände, hier treten verstärkt höhere Proteinwerte auf. Da ein hoher Rohproteingehalt die Brauqualität mindert, darf die Braugerste einen Proteingehalt von 11,5 Prozent nicht überschreiten.
Der Norden und Nord-Osten liegt seit Anfang August unter einem Tiefdruckgebiet mit Schauern und Gewittern, so dass auch hier die Ernte mehrfach unterbrochen werden musste. So stehen im nördlichen Schleswig-Holstein noch ca. 40 Prozent des Weizens. Hinsichtlich der Erträge sind auch hier hohe bis sehr hohe Hektarerträgen zu verzeichnen. Im Nord-Westen ist die Weizenernte zu ca. 80 Prozent abgeschlossen. Auf den noch zu erntenden Flächen wird mit Qualitätseinbußen zu rechnen sein.

Erträge: Gut
Die Erträge sind besonders im Rheinland gut bis sehr gut und liegen mit 95 Dezitonnen pro Hektar rund 10 Prozent über dem Vorjahr. Auch im Münsterland und südlichen Oldenburg wurden gute Erträge erwirtschaftet. Im Osten liegen die Erträge bei großen regionalen Unterschieden im Schnitt wie in den anderen Regionen Deutschlands über dem Vorjahr. Deutschlandweit ist bei hohen Weizenerträgen mit niedrigen Proteingehalten zu rechen. Auch besteht bei den noch zu erntenden Flächen zunehmend die Gefahr von Fallzahlverlusten, hervorgerufen durch Auswuchs. Die Fallzahl charakterisiert die Qualität der Weizenstärke und gilt als Indikator für die Backqualität.
Die Getreidepreise in Deutschland haben im Vergleich zum letzten Jahr deutlich nachgegeben. International und national führte die Erwartung auf höhere Ernteerträge zu sinkenden Preisen. Mit Blick auf Deutschland differieren die Getreidepreise aber zunehmend. Es sind Abschläge für qualitative schwache Partien und Prämien für Qualitätsware festzustellen. Die Landwirte reagieren auf diese Marktsituation mit einer verstärkten Einlagerung des Erntegutes. Damit wird eine deutliche Marktentlastung zur Erntezeit erreicht. Aber nicht allein die sinkenden Getreidepreise machen den deutschen Landwirten zu schaffen: sie haben auch mit massiv gestiegenen Produktionskosten in Form von Energie- und Düngerkosten zu kämpfen. Bei geringeren Erlösen werden die gestiegenen Produktionskosten nur noch unzureichend aufgefangen.

DBV

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