Regenwürmer unter Druck

Landwirtschaft

Bodenverdichtung behindert Grabetätigkeit

Regenwürmer vergrößern durch intensive Bodenlockerung die Wasser- und Luftdurchlässigkeit des Bodens und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Fruchtbarkeit von Ackerböden. Was aber passiert, wenn in Folge landwirtschaftlicher Bearbeitung der Boden verdichtet ist? Forscher der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig haben den Einfluss von mechanischer Bodenbearbeitung auf das Grabeverhalten der Regenwürmer untersucht.

Lumbricus terrestris (Tauwurm)
Etwa drei Viertel der im Ackerboden vorkommenden Regenwurmarten leben im Mineralboden. Sie haben ein netzartig verzweigtes Gangsystem und ernähren sich von feiner organischer Substanz im Boden. Experten nennen diese Lebensweise endogäisch, wie beim Aporrectoda caliginosa. Das andere Viertel der Population stellt der Tauwurm (Lumbricus terrestris (Photo). Die Tauwürmer pendeln Lumbricus terrestriszwischen dem Mineralboden und der Bodenoberfläche und graben dabei vertikale orientierte Gänge. Sie ernähren sich vom Bestandsabfall der Bodenoberfläche.
Wir der Boden durch mechanische Belastung verdichtet, kommt es zu Populationseinbrüchen bis zu 70 Prozent quer durch alle Arten. Die horizontalen Gänge der endogäischen Arten können relativ leicht zusammen gedrückt werden, während die vertikalen Gänge des Tauwurms bei Auflast meist nur verkürzt und von Scherkräften verformt werden. Es können aber Teile des Gangsystems zerstört werden, wenn Auflast und Scherkräfte den Gang unterbrechen oder sein Volumen verringern, so die FAL.

Der Boden braucht Gänge
Die Kontinuität der Regenwurmgänge ist ein Parameter für den Boden: Er beschreibt die ökologische Wirksamkeit für Wasser-, Stoff- und Gastransport. Messergebnisse um den Experten Dr. Stefan Schrader vom FAL-Institut für Agrarökologie zeigen, dass nach hoher Belastung unter konventioneller Bodenbearbeitung lediglich 43 Prozent der Gänge von Lumbricus terrestris noch durchgängig vorhanden waren. Unter konservierender Bodenbearbeitung betrug die Kontinuität immerhin 65 Prozent.
Regenwürmer sind von allen Tieren am ehesten in der Lage, verdichteten Boden wieder zu lockern. Ihre Grabtechnik ist ein Zusammenspiel von Wegdrücken und Fressen des Bodenmaterials. Steigt der Raumwiderstand durch mechanische Belastung, gehen Regenwürmer dazu über, weniger Boden wegzudrücken und stattdessen mehr Boden zu fressen. „Doch auch mit dem Hindurchfressen ist bei steigendem Raumwiderstand irgendwann Schluss“, so Schrader.
Die Schädigung des Bodengefüges und damit die Beeinträchtigung der Bodenfunktionen fielen bei konservierender Bodenbearbeitung deutlich geringer aus. Bodenbiologe Schrader: „Bei konservierender Bodenbearbeitung ist der Boden tragfähiger und somit besser gegen Verdichtung geschützt. So werden beim Befahren des Bodens nicht nur weniger Regenwürmer zerquetscht, auch das Bodengefüge wird weniger geschädigt.“ Zudem kann sich die Regenwurmpopulation nach ein bis zwei Vegetationsperioden bei geringer mechanischer Belastung selbst regenerieren.

roRo; Photo: FAL

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