Revolutioniert Stockholm-Gruppe das GAP-Greening?

Landwirtschaft

EU-Länder schnüren das GAP-Umweltpaket auf

Bislang war das „Greening“, die Ökologisierungskomponente der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wenn auch nicht unumstritten, so doch übersichtlich. Europaweit sollen drei einfache Maßnahmen umgesetzt werden, die das „Ergrünen“ der Agrarpolitik auf einem Mindeststandard basierend flächendeckend einführt1). EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos hat das bislang immer wieder gegen einzelne Länder verteidigt, denen wie Deutschland die Maßnahmen zu starr und vielleicht auch zu wenig waren.
Noch im Februar hat er in Ostdeutschland kein Abweichen seiner Reformvorschläge erkennen lassen2). Doch während des Agrarrates in Luxemburg Ende April hat sich mit der so genannten Stockholm-Gruppe ein Auflösen des Greening-Knotens angedeutet, der die fast parallel stattfindende deutsche Agrarministerkonferenz in Konstanz in Turbulenzen stürzte3).
Insgesamt 14 Mitgliedsstaaten, von denen neben Deutschland, Belgien, Dänemark, Großbritannien, Irland, Lettland, die Niederlande, Österreich, Polen, Schweden und Spanien bekannt geworden sind, haben sich für einen Katalog an Greening-Maßnahmen in der ersten Säule stark gemacht. Aus diesem Katalog könnten sich die Bauern drei regional spezifische Maßnahmen aussuchen, an die 30 Prozent der Direktzahlungen geknüpft werden. Darüber hinaus sollen Mittel aus der ersten in die zweite Säule für die Entwicklung des ländlichen Raums umgewidmet werden, für die dann jedoch die nationale Kofianzierung entfällt.

Mehr Regionalmodell

Im Agrarrat wurde insgesamt über die Direktzahlungen gesprochen. So findet sich für die Unterstützung von Kleinbauern und Jungbauern offenabr eine breite Unterstützung. Doch wollen nicht alle Länder diese Programme als Pflicht verstanden wissen. Die Hilfe für Jungbauern dürfe nicht zu gering ausfallen, denn die europäische Landwirtschaft hat ein Altersproblem. Lediglich sechs Prozent der Bauern in Europa sind jünger als 35.
Noch immer gibt es einige Länder, in denen die Direktzahlungen and die Produktionsmenge gekoppelt sind. Diese „historischen Prämien“ sollen auf Wunsch der EU bis 2019 auslaufen. Der österreichische Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich ist dabei ein Regionalmodell zu entwickeln, weil die Produktivität von Ackerland und Grünland nicht gleich behandelt werden kann und findet Unterstützung bei den Ländern, die noch die größten Umstellungsprobleme auf entkoppelte Zahlungen, wie Italien, Spanien, Frankreich und Portugal haben. Längere Übergangsfristen sind nach Auskunft der Österreicher im Gespräch.

Fischerei

Im Zuge der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) findet die Regionalisierung breite Unterstützung. Nach Ansicht vieler Länder sei ein flexibler Ansatz besser geeigent, die regionalen Besonderheiten für die technische Umsetzung für Managementpläne zu treffen. In einer gemeinsamen Erklärung haben Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Irland die Bedeutung mehrjähriger Befischungspläne unterstrichen, die für jede regionale Fischerei aufgestelt werden sollen.
Deutlich wurde der britische Minister für Fischerei, Richard Benyon. „Es ist bedeutend, wenn wir vom zentralisierten „Mikro-Management“, das der europäischen Fischerei einen so schlechten Dienst erwiesen hat, wegkommen!“ Um die Fehler zu orrigieren, müssten regionale Ansätze eingerichtet werden.
In dem Zusammenhang wird die Idee der „übertragbaren Fischereirechte“ jedoch auch kritisch gesehen. Die Ballung von Fischereirechten könnte die traditionelle und kleine Fischerei negativ beeinträchtigen.

Lesestoff:

1) Der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments hat im März über das Greening diskutiert

2) Herd-und-Hof.de hat Ciolos bei einem Besuch auf einer Agrargenossenschaft in Ostdeutschland begleitet

3) AMK in Konstanz

Roland Krieg

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