Rewe punktet bei den Bauern – aber zu spät?

Landwirtschaft

„5D“-Fleisch bei Rewe

Die Kölner Rewe Group setzt Zeichen und stellt ihr Schweinefleischsortiment auf deutsche Herkunft mit „5D“ um. Hinter „5D“ steht die Anforderung, dass die Ferkel in Deutschland geboren, aufgezogen und gemästet wurden, sowie das Schlachtung und Zerlegung innerhalb Deutschland stattgefunden haben. Für Hans-Jürgen Moog vom Einkauf der Rewe Group soll das Bekenntnis den Landwirten in der dramatischen Situation helfen. Bis Sommer 2022 wird die Umstellung abgeschlossen sein und soll 95 Prozent des Sortiments betreffen.

Hubertus Beringmeier sieht in dem Bekenntnis ein „gutes Signal für die Stärkung der heimischen Landwirtschaft“. Für den Veredelungspräsidenten des Deutschen Bauernverbandes ist der Vorstoß „ein wichtiger und dringend notwendiger Schritt“.

Die Marktpreise vom Wochenende zeigten beim Schlachtgewicht erneut einen Rückgang um sieben Eurocent. Angesichts steigender Futtermittelpreise müssten 1,80 pro Kilogramm gezahlt werden. Die Kurse liegen aktuell bei 1,30 Euro. Innerhalb von zehn Wochen haben die Schlachtunternehmen die Preise um 27 Eurocent zurückgenommen. Es sind aus vielerlei Gründen zu viele Tiere am Markt. Das Exportgeschäft ist wegen der Afrikanischen Schweinepest eingebrochen und Spanien hat Marktanteile in China verloren. Peking hat nahezu ein Dutzend Schlachthöfe vom Import ausgeschlossen und das Fleisch muss jetzt innerhalb der EU abgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Mengen, die jetzt in den Kühlhäusern landen, zur nächsten Grillzeit auf den Markt kommen. Der Markt hat ein langes Gedächtnis.

Die Betriebe verlieren alleine durch die Preissenkung mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr und werden von Aldi durch das Streichen der Haltungsstufen eins und zwei zu Investitionen gezwungen, die kaum noch finanzierbar sind. Wie viele Schweinehalter die Sortimentsumstellung bis Sommer 2022 erleben, ist derzeit offen.

Doch auch die Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) sehen in dem Vorstoß ein „ermutigendes Signal“. Der VEZG-Vorsitzende Matthias Frieß begrüßt ausdrücklich, dass auch die Ferkelerzeugung berücksichtigt wird. Das sei ein Vorbild für die gesamte Lebensmittelbranche. Zudem kombinieren die Kölner die Umstellung mit einem Mindestpreis. Oft finden neue Vorgaben für die Haltung keine Entsprechung im Erzeugerpreis. Frieß fordert die anderen Handelshäuser auf, dem Beispiel zu folgen.

Der Handel alleine wird es aber nicht richten. Beringmeier sieht einen großen Handlungsbedarf bei Verarbeitern und Großabnehmer: „Es kann nicht sein, dass seit Jahren fast ausschließlich nur über Frischfleisch gesprochen wird und sich die gesamte Fleischwarenindustrie wegduckt.“

Roland Krieg

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