Risikokommunikation in England

Landwirtschaft

Die 25 bedrohlichsten Punkte für die Biodiversität

Umweltwissenschaftler und Politikmacher haben eine Liste von 25 Punkten aufgestellt, die in England die größte Gefahr für die Biodiversität bilden. Mit der Liste sollen rechtzeitig Konfliktsignale erkannt werden, weswegen die Liste aus einer Zusammenarbeit zwischen Natur-, Geisteswissenschaftlern und Politikern entstanden ist. Politik und Wissenschaft, so heißt es in der Einleitung, sprechen oft nicht die gleiche Sprache. So soll die Liste helfen, frühzeitig Probleme zu erkennen, um ihnen durch Gesetze und Vorschriften zu begegnen. Wissenschaftler sollen aus den Ergebnissen Forschungsbedarf ablesen und darüber hinaus soll die Arbeit anderen Ländern und Klimaten als Vorbild dienen, ähnlich vorzugehen.
Das interdisziplinäre „Horizon Scanning“ ist von der Methode her zwar nicht neu, aber von den insgesamt 452 konsultierten Personen erstmals auf ein Umweltthema, der Biodiversität, angewandt worden.
195 Unterpunkte wurden im Verlauf der Untersuchung benannt. Professor Bill Sutherland, Forschungsleiter von der Universität Cambridge: „Horizon Scanning wird in den Bereichen Politik und Geschäfte immer wichtiger, aber wir sollten das Instrument auch für die Forschung nutzen. Wir hoffen damit, die Zeit zu verkürzen, die Politik braucht, um bei vorhersehbaren Konflikten, eine Forschung zu deren Bewältigung aufzubauen, während sie noch nicht relevant sind.“ So wurden die 25 Themen mit Chancen und Risiken sowie ihren Auswirkungen auf die Biodiversität beschrieben.

Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist gleich mehrfach in der Liste vertreten. So gewinnen Wasserschutzgebiete, Kohlendioxidbalancen, Landtourismus und Energieproduktion an Bedeutung. So wichtig diese Ziele sind, so besteht aber auch die Gefahr, dass sie das Ziel Biodiversität im Landnutzungssystem vernachlässigen können. Biodiversität würde mehr in die Zielsetzung der Agrarpolitik Eingang finden, wenn es Bestimmungspunkte für ihr Ausmaß gäbe.
Der wachsende Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen bedroht die Biodiversität durch den Anbau nicht einheimischer und invasiver Pflanzenarten. Direkte negative Auswirkungen sind des Weiteren die Intensivierung des verbleibenden Agrarlandes oder des vermehrten Einsatzes an Pflanzenschutzmitteln. Hier sehen die Engländer Forschungsbedarf für die Integration der Energiepflanzen in die nachhaltige standortangepasste Pflanzenproduktion. Die Intensivierung der Landwirtschaft wird als Reaktion auf die steigenden Wohlfahrtswünsche der Menschen, vor allem in China und Indien, angesehen. Hier sind die Auswirkungen auf die Biodiversität seit längerem bekannt, so die Autoren. Es müsse jedoch hinterfragt und geprüft werden, ob die derzeit gültigen Regeln zum Erhalt der Biodiversität spontanen Sprüngen in der Nachfrage und den Bedürfnissen der Menschen nach Ernährungssicherheit stand halten.
Darüber hinaus gibt die Arbeit eine knappe aber umfangreiche Übersicht über die aktuellen Konfliktpotenziale und Chancen der aktuellen Forschung: Nanotechnologie und Biotechnologie eingeschlossen.

Lesestoff:
Die Arbeit ist am 20. März erschienen. William J Sutherland et al (2008). Future novel threats and opportunities facing UK biodiversity identified by horizon scanning, Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/j.1365-2664.2008.01474.x.

roRo

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