Robotertechnik im Gartenbau
Landwirtschaft
Robotertechnik säubert, sortiert und verpackt
Neugierig nähert sich der Arm dem Apfel, beleuchtet und filmt ihn von allen Seiten. Kabel führen die Informationen zu einem Rechner mit hoch moderner Software und weiter unten am Fließband sortieren verschiedene Leitbleche die in rascher Folge über das Band laufenden Äpfel nach Größe in Richtung verschiedener Verpackungsstationen.
Der Arm ist aus Metall und Kunststoff, die Bewertung digital und zu sehen auf der Fruit Logistica. Robotertechnik hält Einzug in den Gartenbau, der heute meist noch mit Streuobstwiesen und Selbsternten in Verbindung gebracht wird. Aber schon die Gegenwart ist anders – die Zukunft wird noch moderner.
Rasante Entwicklung
Seit zwei Jahren finanziert die EU das Projekt PickNPack [1] von 14 Instituten, Firmen und Universitäten. Koordiniert wird es von der Universität Wageningen, die im Frühjahr 2016 im Fokus des modernen Gartenbaus stehen wird. Erst einmal auf dieser Fruit Logistica..
Rick van de Zedde, Spezialist für Computertechnik zeigte die Möglichkeiten auf, die Roboter dem Gartenbauer und Handel bieten.
Schon heute erkennen hochkomplexe Kameras das Volumen von Tomatensetzlingen. 18.000 Minitöpfe mit jeweils einem Setzling werden erfasst und nach Volumen in früh-, mittel- oder spätreifend unterteilt und verkauft. Für van de Zedde ist das die „grüne Vision“ des Gartenbaus, die Input spart, effizient arbeitet und menschliche Arbeitskräfte ersetzen wird.
Die Informationen über die Tomatensetzlinge können Züchter nutzen, um spezielle Sorten anzubieten. Das ist noch einfach. Künftig sind noch mehr Parameter realisierbar. Von sechs Seiten wird das Volumen von Obst und Gemüse bemessen, um die Sortenqualität zu bestimmen. Etwas schwieriger, aber schon in Arbeit ist die Prüfung auf Farbechtheit.
Vorteile
Der künftige Einsatz moderner Technik hat viele Vorteile. Der Deutsche Bauernverband nimmt die Fruit Logistica lediglich zum Anlass, über die Bedrohung des Mindestlohns in der Branche zu streiten, weil die Kosten steigen. Rick van de Zedde nimmt die Computertechnik gegenüber Herd-und-Hof.de viel mehr als Anreiz für die Entwicklung moderner Technologien, um Arbeitskräfte zu ersetzen, die unterbezahl sind - für Arbeiten, die sonst niemand machen möchte. Mit Hilfe der Robotertechnik wandelt sich die Arbeitsplatzbeschreibung sogar und erfordert neue Kenntnisse und Fähigkeiten. Sie bietet der Landtechnik neue Einkommensmöglichkeiten.
Für den Verbraucher steht am Ende ein qualitativeres Produkt. Ein Schritt, um Verbraucher zu mehr Obst- und Gemüsekonsum zu bewegen. Möglicherweise auch eine Voraussetzung zur Entwicklung von höherwertigen Convenience-Produkten, für die Kunden bereit sind, mehr zu bezahlen.
Die Technik, die heute entwickelt wird ist vielseitig Was heute bereits Tomatensetzlinge unterscheidet, kann morgen im Lebensmittelhandel bereits anhand von Form und Gewicht in einem Tunnel über dem Laufband an der Kasse Artikel, Preis und Gewicht bestimmen. Barcodes sind passe. Derzeit besteht „noch“, wie van de Zedde sagt, die Herausforderung, am Band verschiedene Sorten von Äpfeln zu unterschieden. Doch Zuhörer nehmen ihm ab, dass die Experten auch diese Aufgabe bald lösen können.
Unbezahlbar ist die Zukunft nicht. Selbst Familienbetriebe können sich im Gartenbau teure Maschinen leisten. Ein Mehrfaches der aktuellen Erntemenge spiele die Ausgaben für die Technik innerhalb von drei Jahren wieder ein.
Ach so: Das Frühjahr 2016. Alle Forschungsanstalten bringen in einem Jahr ihre entwickelten Scanner, Kameras, Laser, Software und Hardware in Wageningen zusammen und bauen einen 20 Meter langen Sortiertisch auf, der Produkte vermisst, bewertet, selektiert und verpackt. Der Clou: Die einzigen Menschen stehen um die Anlage herum. Die einen erklären ihre Technik, die anderen staunen.
Lesestoff:
[1] www.picknpack.eu
Roland Krieg, Fotos: roRo, PickNPack