Rückkehr zur Brache?
Landwirtschaft
Agrarökologe warnt vor Rückgang der Artenvielfalt
Im Jahr 2008 hat die Europäische Union die verpflichtende Stilllegung von Ackerflächen abgeschafft. Daraufhin wurden viele Flächen wieder bewirtschaftet, was negative Auswirkungen auf die Biodiversität hat. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen, warnt nun in einer Arbeit vor den Auswirkungen dieser Regelung und hat Vorschläge zum biodiversitäts-freundlichen Management von Brachflächen vorgelegt.
Selbstbegrünte Wildkräuterflächen
„Der zunehmende Rückgang der Ackerbrachen
führt zu einer Monotonie in der Kulturlandschaft“, so Prof. Tscharntke. Besser
sei es, die Ackerbrachen sich selbst begrünen zu lassen und auch Brachen
unterschiedlichen Alters nebeneinander zu erhalten. In ausgeräumten
Landschaften gebe es allerdings bereist nicht mehr genug
Wildkräutergesellschaften, die für eine bunte Selbstbegrünung sorgen können.
„Hier ist es sinnvoll artenreiche Saatmischungen anzusäen“, so der
Agrarökologe. Um konkurrenzschwache Arten vor dominanten Unkräutern zu
schützen, sollen diese in kleinen Gruppen ausgesät werden.
Für eine nachhaltige Förderung der
Biodiversität und der dazu gehörenden Funktionen wie Bestäubung und biologische
Schädlingsbekämpfung gelten allgemein 20 Prozent der Fläche mit einer
naturnahen Bewirtschaftung als notwendig. „Mit einem guten
Flächenstillegungsmanagement sollte dieser Wert aber deutlich reduzierbar sein“,
schätzt Prof. Tscharntke. Die EU habe versäumt, die Aufgabe der
Flächenstilllegung ohne alternativen zur
Förderung der Biodiversität umzusetzen.
Lesestoff:
Teja Tscharntke et al. Set-aside management: How do succession,
sowing patterns and landscape context affect biodiversity? Agriculture,
Ecosystems and Environment. DOI: 10.1016/j.agee.2010.11.025.
roRo; Foto: Uni Göttingen