Rukwied redet nicht mehr mit allen
Landwirtschaft
Dialog-Bühne mit roter Liste
Die Grüne Woche ist für Bauernpräsident Joachim Rukwied „die Leistungsschau der Landwirtschaft schlechthin“. Auf der Eröffnungspressekonferenz lud er die Öffentlichkeit ein, sich die moderne Landwirtschaft anzusehen, sich zu informieren und die Produkte gleich zu testen. Passend zum UN-Jahr des Familienbetriebes stellt der Bauernverband diesen in den Mittelpunkt seiner Messeauftritte – unabhängig von ihrer Größe oder konventionellen oder ökologischen Produktionsweise. Rund 240.000 Betriebe vom einzelnen Familien- bis zum ostdeutschen „Mehrfamilienbetrieb“ zeigen die Vielfalt der Produktion. Rukwied will 2014 nicht mit den Agrarstrukturen von 1950 verglichen wissen. Die landwirtschaftliche Produktion habe sich zu arbeitsteiligen Spezialisten entwickelt, die aber immer noch regional verwurzelt sind.
Der Begriff „Massentierhaltung“ sei ein politischer Kampfbegriff geworden. Wiederholt vor der Grünen Woche habe eine Umweltorganisation mit der hormonellen Brunstsynchronisation die Bauern diffamieren wollen. Diese und Rukwied selbst sagen mittlerweile „Nein“ und wollen nicht mehr mit dem BUND, den Rukwied auch bei konkreter Nachfrage partout nicht mehr über die Lippen brachte, reden. Rukwied ist „nicht mehr bereit in die Diskussion mit der Gegenseite zu treten“, die bewusst Ängste schüre.
Der Bauernpräsident hatte sich damit gleich auf der Eröffnungspressekonferenz mit einigen Fachjournalisten und öffentlich-rechtlichen Medienvertreten angelegt, die nach Abgrenzung zur Massentierhaltung und Antibiotika nachfragten. Die Hutschnur ist gerissen. Ob aber diese Haltung langfristig erfolgreich bleibt, ist abzuwarten [1]. Es bilden sich neue Allianzen, die Stickstoffüberschuss und den schweren ökologischen Rucksack der Fleischproduktion beklagen. Vielleicht anders laut, aber in der Sache gleich:
Die Lebensmittelindustrie hat derweil ihre Show- in eine Dialogbühne umgewandelt. Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie „BVE“ lädt Verbraucher auf eine „Allee des Wissens“ ein, wo interaktive Module auf die Kunden warten
Lesestoff:
Den Erlebnisbauernhof finden Sie in der Halle 3.2. Den Dialog Lebensmittel in der Halle 4.2a
[1] Wie funktioniert die moderne Sauenhaltung, was ist die Kritik des BUND und warum sind Hormone plötzlich Eiweiß-Präparate?
Herd-und-Hof.de – Interview mit Reinhild Benning vom BUND
Roland Krieg; Foto: roRo
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