Runder Tisch Ostseefischerei
Landwirtschaft
Welche Zukunft hat die Ostseefischerei?
Es ist schmerzlich: Kein Fisch – keine Fischer und in Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit November 2021 auch keinen Fischereiverband mehr [1].
Es gibt sie noch: Fische in der Ostsee. Aber mit sinkenden Beständen müssen auch die Fangquoten reduziert werden. Je weniger Fische es gibt, desto mehr fallen die Ungleichheiten bei der Quotenverteilung zwischen den EU-Ländern auf. Es ist das Schauspiel des zunehmenden Wettbewerbs, wenn die Ressource knapp wird. Den einen oder anderen Jungfischer gibt es noch. Wer seinen Kutter zum letzten Mal an Land holt, der sucht nach einem langen Leben als Fischer vergeblich nach Alternativen.
Aussicht MV
„Es sind schlechte Zeiten für die Fischerei. Dass sich nach 30 Jahren des Bestehens der Verband der Kutter- und Küstenfischer auflöst, ist nur ein Beleg für die katastrophale Lage. Und dennoch hoffe ich auf einen Neuanfang, den zu gestalten wir jetzt beginnen wollen. Dabei werden wir einige Sofortmaßnahmen umsetzen und dann Schritte für die Entwicklung 2023 – 2026 vorbereiten.“ Das sagte Fischereiminister Till Backhaus in Mecklenburg-Vorpommern vergangenen Montag. Das Bundesland muss jetzt auch ohne Verband Lösungen finden. Vor allem geht es temporäre und finale Stilllegung. Die seit 2017 bezahlten Hilfen für eine zeitweilige Einstellung der Fischerei hätten sich bewährt. Im Rahmen der Strukturanpassung stehen 1,6 Millionen Euro bereit.
Bei den Soforthilfen, die diskutiert wurden, ging es unter anderem um Prämien bei zeitweiliger Einstellung der Fischerei. Diese Hilfen hätten sich seit 2017 bereits bewährt, so Backhaus. Aus Gründen der notwendigen Strukturanpassung könnten auch Prämien bei endgültiger Einstellung der Fischerei gezahlt werden. Bis zu 1,6 Mio. Euro stünden zur Verfügung. Auch wenn es dem Dorschbestand schlechtgeht, so könnte die EU-Kommission noch in der ersten Jahreshälfte 2022Dorsch-selektiveSchleppnetze zulassen. Backhaus will sich dafür einsetzen, die auch während der Dorschschonzeiten einsetzen zu dürfen. Die grundlegende Forschung für die Schleppnetze, die Dorsche wieder entlassen, wird vom Thünen-Institut für Ostseefischerei vorgenommen.
Die Fischereibetriebe bekommen Hilfen für Diversifizierung und Direktvermarktung.
Aussicht BMEL
Welche Zukunftsoptionen die Ostseefischerei in Deutschland noch hat, soll der Runde Tisch Ostseefischerei im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geben, der am Freitag seinen Auftakt hatte. Neben dem Ostseeland haben auch Vertreter aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein an dem Treffen teilgenommen.
Das Ergebnis, das Staatssekretärin Silvia Bender vorstellte ist vergleichbar: „Die Lage der Ostseefischerei ist kritisch – wir sehen ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet. Gleichzeitig ist auch klar, dass die Fischerei in Deutschland nur eine Zukunft hat, wenn sich die Bestände nachhaltig erholen. Deshalb werden Bund und Länder gemeinsam mit der Fischerei einen zweigleisigen Prozess starten. Jetzt geht es erst einmal darum, schnelle Hilfen zu mobilisieren, um der Fischerei über die akute Krise hinwegzuhelfen. Darüber hinaus werden wir über langfristige Perspektiven sprechen müssen: wie soll sich die Fischerei in Deutschland weiterentwickeln. Bis Ende des Jahres soll eine Kommission dazu Ansätze entwickeln. Hierzu sollen neben den Berufsständen und den Umweltverbänden auch andere Bereiche wie z.B. der Tourismus eingebunden werden.“
Lesestoff:
[1] Fischereiverband MV löst sich auf: https://herd-und-hof.de/handel-/kein-fisch-keine-fischer-kein-verband.html
roRo; VLE
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