Ruß über Südasien

Landwirtschaft

Ruß schädigt Klima mehr als Kohlendioxid

Während der Winterzeit hängt eine große, braune Dunstglocke über Indien und den angrenzenden Ländern und Meeren. Der Ruß stammt aus verschiedenen Verbrennungsprozessen und hat nach Ergebnissen schwedischer und indischer Wissenschaftler größere Auswirkungen auf das Klima als das Kohlendioxid. Die Rußwolken sind verantwortlich für mehr als 100.000 Tote im Jahr, doch die Ursachen für die Dunstglocke sind erst jetzt im Wissenschaftsmagazin Science im Detail beschrieben worden.

MessstationZwei Drittel aus Biomasseverbrennung
Mit Hilfe neuester Kohlenstoff-14 – Messungen hat das schwedisch-indische Forscherteam um Prof. Örjan Gustafsson vom Institut für Biogeochemie an der Universität Stockholm die „Braunen Wolken“ näher untersucht. Zwei Drittel der Rußpartikel stammen aus der Verbrennung von Biomasse in Haushalten und durch verbrennen von Ernteresten und Vegetation vor der Ackernutzung (slash-and-burn). So deutlich wurden die Rußpartikel vormals noch nie bestimmt und erweitern das Tätigkeitsfeld.
Die „Braunen Wolken“ bedecken weite Teile Süd- und Ostasiens und deren Rußpartikel stammen aus der Verbrennung von Holz, Dung sowie Ernteresten. Die anderen Quellen sind Verkehr und Industrie. Der Ruß reflektiert Sonnenlicht. Das führt zur Aufheizung der Atmosphäre und zur Beschattung der Erdoberfläche. Der Nettobeitrag zur Klimaveränderung konkurriert damit in etwa mit dem des Kohlendioxid, obwohl das Erwärmungspotenzial nur halb so hoch ist. Über die gesamte Winterzeit macht die Verbrennung von Biomasse rund zwei Drittel aller Rußpartikel aus.

Russige Luft und schlechte SichtHaushaltsansatz nicht vergessen
Die Forschungsergebnisse helfen, einen schnellen Ansatz für die Vermeidung der „Brown Clouds“ zu finden. Die Anstrengungen sollten sich nicht nur auf Kohlenfeuer und den Verkehr, sondern, so Prof. Gustafsson, sich auch auf die Armutsbekämpfung mit der Einführung umweltfreundlicher Technologien für die Herdfeuer konzentrieren: „Mehr Haushalte in Südasien brauchen Technologien für das Kochen und Heizen, ohne auf offenes Feuer mit Holz und Dung zurückgreifen zu müssen.“
Erfolge bei der Reduzierung der Rußpartikel sind schnell zu erzielen, weil sie sich nur wenige Tage und Wochen in der Atmosphäre aufhalten. Mit der Reduzierung der „Braunen Wolken“ lassen sich etliche Nebeneffekte erzielen. Koautor der Studie ist Henning Rhode. Der Professor für chemische Meteorologie an der Universität Stockholm ist auch Vizevorsitzender des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Dort wurde kürzlich die Studie „Atmospheric Brown Clouds: Regional Assessment Report with Focus on Asia“ veröffentlicht, die Auswirkungen auf das Abschmelzen der Gletscher im Himalaja und die Zunahme von Wetterextremen beschreibt. Damit haben die Rußwolken direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Luftqualität. In Indien und China sterben jährlich rund 340.000 Menschen an Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen, die direkt auf die Rußemissionen zurückzuführen sind. Für Prof. Rhode ist das alleine schon Grund genug, die Zahl der Rußpartikel in der Atmosphäre zu verringern.

Lesestoff:
Gustafsson Ö, Krusa M et al: Brown Clouds over South Asia: Biomass or Fossil Fuel Combustion?, 23.01.09, Science 323 (5913, 495 (DOI: 10.1126/science.1164857)
UN Umweltprogramm: Atmospheric Brown Clouds: Regional Assessment Report with Focus on Asia: www.rrcap.unep.org/abc/impact
Beispielhaft für Programme zur Anschaffung neuer Öfen sei auf einen Bericht über „Politik gegen Hunger“ verwiesen.

roRo; Fotos: Gustafsson, Universität Stockholm

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