Sachgerechte Nagetierbekämpfung
Landwirtschaft
Neues aid Heft gegen Ratten und Mäuse
>Die Wanderratte wird bis zu 450 g schwer und kann ab dem dritten Lebensmonat bereits trächtig werden. Nach 22 bis 24 Tagen werden durchschnittlich 9 Junge geworfen, was die Nager vier bis sechs Mal pro Jahr wiederholen können. Weil den öffentlichen Kassen das Geld fehlt, hat sich die Rattenpopulation nach Angaben von Experten in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Bis zu acht Mal am Tag wird seine Schädlingsbekämpfungsfirma wegen Ratten kontaktiert, berichtete Experte Reinhard Gajek dem MDR in einem Interview. Ratten sind nicht nur ein Problem auf dem Land.Fachbeirat "Vorratsschutz"
Der "Fachbeirat Vorratsschutz und Nagetierbekämpfung" besteht aus Nagetierfachleuten verschiedener Behörden und Ämter und ist bei der Biologischen Bundesanstalt BBA angesiedelt. 2001 hatte er bereits eine erste Ausgabe über die sachgerechte Ratten- und Hausmausbekämpfung herausgebracht. Jetzt wurde das Heft beim aid Infodienst neu aufgelegt.
Denn auch wenn die meisten Nager nur selten zu sehen sind: Es gibt sie in Scheunen und Kellern, in der Kanalisation, in Parks und auf Müllkippen. Ratten und Mäuse richten aber nicht nur Schäden an Vorräten an, sondern übertragen auch Krankheiten. Dabei ist die Kontrolle der Ratten und Mäuse keine einfache Angelegenheit. Das Heft richtet sich daher nicht nur an die Behörden und professionellen Schädlingsbekämpfer, sondern auch an den Laien.
Rattus und Mus
In Deutschland gibt es von jedem der Tiere zwei Arten. Einmal die größere Wanderratte Rattus norwegicus und die Hausratte Rattus rattus. Die Mus domesticus hat meist eine schiefergraue Fellfärbung, während die mehr im Osten beheimatete Mus musculus braun gefärbt ist. Bei den Nagern schleifen sich die nachwachsenden Schneidezähne gegenseitig ab, wobei eine scharfe Schneidkante entsteht. Selbst Metalle sind für die Nager dann kein Hindernis mehr. Weil die Zahnlücke zwischen den Schneid- und Backenzähnen das Raspelmaterial aus der Mundhöhle entfernt, sind die Tiere gegen chemische Geschmacksrepellentien unempfindlich.
Das Heft zeigt neben weiteren erstaunlichen Details der vierbeinigen Schädlinge auf zahlreichen Fotos, wie Rattenspuren an Gebäuden und auf Sand zu identifizieren sind.
Die Autoren lassen keine Frage offen, weswegen die Nager bekämpft werden müssen: Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden können, stehen dabei an erster Stelle. So werden Salmonellen als bedeutsam eingestuft, da diese Bakterien Lebensmittelvergiftungen verursachen können, wenn sie mit dem Kot infizierter Nager in Berührung kommen.
Die Katze alleine reicht nicht
Hunde und Katzen können das Eindringen von Ratten und Mäusen zwar verhindern, aber einen etablierten Bestand können sie nicht tilgen. In Lebensmittelbetrieben dürfen Hunde und Katzen zudem nicht gehalten werden. Deshalb führt der Weg an Rodentiziden als chemische Bekämpfung nicht vorbei. Neben einer ausführlichen Besprechung der eingesetzten Wirkstoffe beschäftigen sich die Autoren auch mit dem Thema Resistenzen. In Westdeutschland sind in einem rund 8.000 qkm großen Gebiet zwischen Osnabrück, Dortmund und der Niederlande Wanderratten mittlerweile gegen bestimmte Antikoagulantien resistent. Diese Stoffe lassen die Blutgefäße durchlässig werden und die Nager gehen nach einigen Tagen durch eine allgemeine Schwächung ein. Nach bisheriger Kenntnis ist der Tod nicht mit übermäßigen Schmerzen verbunden.
Bekämpfungsstrategien und Gesetze
Die Broschüre beschreibt ausführlich den Ablauf der Bekämpfung und worauf die Anwender achten müssen. Neben Mühlen und Lebensmittelbetrieben, sowie der Landwirtschaft, sind auch der Wohnungs- und der kommunale Bereich aufgeführt. So werden Ämter und Schädlingsbekämpfer mehrfach daran erinnert, die Öffentlichkeit bereits vor der Bekämpfung zu informieren. Umfangreiche Rechtsvorschriften mit dem aktuellen Stand von Dezember 2005 und Auskunftsstellen runden die Broschüre ab.
Das Heft "Was tun gegen Ratten und Mäuse"? umfasst 44 Seiten und kostet 2 Euro zzgl. Versand. Erhältlich ist es unter www.aid-medienshop.de (ISBN 3-8308-0562-4; Bestellnummer 5-1517).
Wehrlos gegen die Ausbreitung?
Das Berliner Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSi) gibt unter www.berlin.de Tipps, das Eindringen von Ratten und Mäusen zu verhindern. Neben der Beseitigung von Sicherheitsmängeln, wie defekte Fenster und nicht dichten Leitungseintritten in Hauswände, steht die Minimierung des Nahrungsangebotes an erster Stelle: "Abfälle, die beim übertriebenen Füttern von Tauben und Sing- und Wasservögeln oftmals liegen bleiben, achtlos fortgeworfene Lebensmittelreste, offene Müll- und Biotonnen, Komposthaufen und unverschlossene Komposter auf Hinterhöfen und in Gärten, Lebensmittelreste in der Kanalisation locken an vielen Stellen in er Stadt Ratten an." So kann jeder Einzelne etwas gegen die unerwünschten Nager tun. "Auf einen Einwohner kommen vier Ratten" warnt ein Berliner Schädlingsbekämpfer auf seiner Website.
VLE