Sachsen: Vom Mordgrund in das Sperrgebiet

Landwirtschaft

Wird die Dresdner Heide vom der Wanderlandschaft zum Sperrgebiet?

Der Sachse Matthias Neidhardt erkundet seine Heimat. In seiner Freizeit ist er gerne aktiv und individuell unterwegs. Ausführlich und sachkundig berichtet er auf seinem Reiseblog über seine Wanderungen. Natürlich auch rund um seine Heimat Dresden.

Eine seiner Wanderungen startet an der Mordgrundbrücke an der B6 auf dem Löschwitzer Weg. Dort beginnt die Dresdner Heide mit der romantischen Sage des Liebespaares Elsbeth von Clohmen und Benno von Birken, das sich im 13. Jahrhundert mit einem Dolch das Leben nahm, weil Elsbeths Vater für die Hochzeit andere Pläne hatte.

Neidhardts Wanderweg führt nach Norden auf den Pillnitz-Moritzburger Weg. Nach einiger Zeit verzweigen mehrere Wege in Richtung Osten zum 215 Meter hohen Wolfshügel. Dort wurde der 1886 hohe Aussichtsturm aus Holz 1911 durch einen steinernen Turm ersetzt und 1945 von der Wehrmacht aus Angst vor Spähern der Roten Armee zerstört. Noch können Besucher an dem Ort die Ruinen bestaunen. Wie lange noch ist offen. Ende 2022 könnte das gesamte Wegenetz der Dresdner Heide, das heute zum Wandern einlädt, zum Sperrbezirk werden.

Umwidmung der DDR-Betriebsstraßen

Es geht nicht nur um Tourismus und Wandern, es geht um Radfahrer und den gesamten land- und forstwirtschaftlichen Verkehr. 2019 wurde das Sächsische Straßengesetz geändert. Es betrifft die alten DDR-Betriebswege, die bislang nur fiktional der Öffentlichkeit geöffnet sind. Diese spezielle Widmung entfällt am 31. Dezember 2022. Im Interview mit der Bauernzeitung hat Daniel Menges seine Initiative „Sachsens Wege“ vorgestellt. Der landwirtschaftliche Sachverständige warnt vor erheblichen Folgen. Jeder achte Kilometer in Sachsen wird umgewidmet. Konkret heißt das, rund 10.000 Kilometer ehemalige Betriebsstraßen fallen den Grundstückseigentümern zu. Die können die Nutzung ihrer privaten Wege untersagen.

Das ist offenbar selbst vielen Kommunen nicht bekannt. Menges empfiehlt Land- und Forstwirten, aber auch Teichwirten und anderen Wegenutzer zu prüfen, auf welchen Grundstücken die Straße liegen. Das Problem sind fehlende Einträge im Bestandsverzeichnis. Menges hat auf seiner Webseite alle bekannten Betriebswege in Sachsen nach einem Ampelsystem markiert [1]. Grüne Wege, wie der Pillnitz-Moritzberger Weg, sind bereits eingetragen, bei gelben Markierungen sei die Eintragung fraglich und rote Wege, wie die Abzweige zum Wolfshügel, fehlen im Bestand.

Hausaufgaben der Kommunen

Nur eingetragene Wege bleiben öffentlich. Bei privaten Wegen droht die Sperrung für Touristen und Landwirte. Menges will die Umwidmung nicht zurücknehmen. Er fordert aber die Kommunen auf, die Wege einzutragen. Dann bleiben sie öffentlich zugänglich. Auf der Webseite können Wege für die Eintragung gemeldet werden.

Ein Großteil der Dresdner Heide besteht derzeit aus roten Wegen, ein gelbes Spinnennetz durchzieht Sachsen und aktuell sind nur die wenigsten Wege grün.

Lesestoff:

[1] http://www.sachsenswege.de

https://www.sachsen-erkunden.de

Roland Krieg

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