Sag´ es durch die Blume
Landwirtschaft
Wozu brauchen wir Bio-Blumen?
Ein Strauß Blumen sagt „Danke schön“ oder „Verzeih´
mir“. Ein kleiner Strauß frischer
Schnittblumen auf dem Frühstückstisch schafft eine Wohlfühl-Atmosphäre und
bringt Farbe ins Haus.
Blumen erzählen aber auch eine andere Geschichte. Die
von ausgebeuteten Arbeiterinnen und hohen Pflanzenrückständen. Kaum ein
Verbraucher weiß, dass jedes Jahr rund 11.000 Tonnen Blumenwaren nach
Deutschland aus Übersee exportiert werden. Wenn dann noch wie zu Jahresbeginn
Umweltorganisationen aus dem Flower Label Program aussteigen, sind das nicht
die Nachrichten, die der Blumenbranche wohl tun.
Branchenkommunikation Blumen
Die Blumenbranche ist noch weit von einer Branchenkommunikation entfernt. Und die Bio-Blumen haben es besonders schwer, denn selbst innerhalb der Biobranche sind die wenigsten Stände auf der Biofach mit Bio-Blumen geschmückt. „Ich esse doch keine Zierpflanzen – also warum Bioanbau“ hieß ein Forum auf der Bio-Fach in Nürnberg.
Natürlich „bio“
Mehr als zwei Dutzend essbare Blüten werden kultiviert. Von der Begonia corallina über Glebionis coronaria (Kronenwucherblume) bis zu Thymus cultivar (Thymian). Da wollen Verbraucher unbedarft zubeißen wollen.
Aber auch bei den Zierpflanzen auf der Fensterbank oder
im Garten sollten die gleichen Maßstäbe wie bei Nahrungsmitteln angelegt
werden.
Bio-Blumen-Käufer sind nicht nur die typischen
Ökokunden. Das Merkblatt zum Zierpflanzenanbau von FiBL und der Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen zählt auch die ältere traditionsbewusste Generation mit
einem ausgeprägten Hang zu Natur und Garten sowie junge Menschen, die mit dem
Kauf von Bio-Blumen auch Genuss verbinden hinzu. Die Ökokunden kaufen ihre
Blumen vorzugsweise auf dem Wochenmarkt und im Naturkostfachgeschäft, die
Älteren im Gartencenter und direkt in der Gärtnerei, während die Jungen die
Blumen im Supermarkt mitnehmen.
Familiärer Anbieterkreis
In Deutschland gibt es kaum mehr als 200 Unternehmen,
die sich auf Bio-Blumen und Bio-Zierpflanzen spezialisiert haben, erläutert
Hermann-Josef Schumacher, der aus dem Breisgau heraus eine Zierpflanzenberatung
führt. Schumacher liefert auch gleich die Gründe mit, warum der Markt so klein
ist: Den Blumen fehlte es an Geschichten.Bio-Blumen haben zahlreiche Vorteile: Bio-Blumen halten
länger, sind weniger anfällig gegenüber Krankheiten, hinterlassen keine
Produktions-Rückstände in der Umwelt und bieten Gärtnern, Vermarktern sowie
Arbeitern hohe Sicherheitsstandards.
Im Sommer will Schumacher mit dem Erzählen von
Geschichten über Gärtnereien beginnen, um der Vermarktung einen Impuls zu
geben. Damit füllt er die Lücke aus, die von den Vermarktern hinterlassen wird.
Bioland-Gärtner Dietmar Schöwerling hat sich mit diesem „Plus“ beim
Blumenverkauf schon beschäftigt. Doch gehen die Geschichten auf dem Weg durch
den Blumengroßhandel verloren, beklagte er.
Ludwig Zeitheim von Landgard, einer der größten
deutschen Genossenschaften, sieht den Handel jedoch nicht in der Pflicht, Verbrauchern
mit Geschichten die Blumen schmackhaft zu machen. Von den 1.800
Genossenschaftlern führen nur wenige einen Betrieb für den Zierpflanzenanbau
und Versuche mit Bio-Weihnachtssternen hätten in der Vergangenheit kaum Erfolg
erzielt.
Sabine Hennes von der Aachener Gärtnerei „Dreiblüten“
weist auf ein anderes Problem hin. Es gebe einzelne Bio-Blumen, doch ein ganzer
Strauß scheitere schon daran, dass das Beikraut nicht in Bio-Qualität zu haben
ist.
Dennoch glauben alle an eine Zukunft des Bio-Blumen-Marktes
und Zeitheim wünschte sich zum Abschluss „Anregungen“, damit sich in der
Branchenkommunikation etwas verändere.
Lesestoff:
Informationsmaterial für Umsteller bietet www.bio-zierpflanzen.de Dort startet am 29. Februar das Bio-Zierpflanzenprojekt
Großes Interesse am Bio-Blumen-Markt zeigen auch die Niederländer www.biofloraflowers.nl
„Anbau und Absatz von Biozierpflanzen“, FiBL-Merkblatt in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen 2012 www.fibl.org
FLP bekommt nach dem Ausstieg der Umweltorganisationen
ein neues Gewand
Roland Krieg (Text und Fotos)
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