Sahara-Wasser nicht nur fossilen Ursprungs
Landwirtschaft
Frischwasser unter der Sahara füllt sich auf – teilweise
Der Arabische Frühling hat dem Maghreb Chancen auf neue Handelsmöglichkeiten vor allem mit der EU gebracht [1]. Der Ausbau von Industrie, Landwirtschaft, Tourismus und Haushaltsverbrauch wird bei einer bis 2030 auf acht Millionen Einwohnern steigenden Bevölkerung den Wasserverbrauch im nördlichen Sahara-Raum weiter ansteigen lassen. Seit den 1960er Jahren stieg er bereits von 0,5 auf heute 2,75 Kubikkilometer Frischwasser pro Jahr an, errechnet das Sahara und Sahel Observatorium (OSS). Der Verbrauch resultiert in sinkenden Grundwasserständen. So müssen Brunnen bereits 50 und mehr Meter in die Tiefe gebohrt werden und vereinzelt können Oasen ihre frühere Wirtschaftskraft nicht mehr aufrecht erhalten.
Grundwassererneuerung
Allein die Maghreb-Staaten umfassen rund zehn Prozent
der Weltoberfläche, besitzen aber nur ein Prozent der Frischwasserreserven.
Nach einer Umfrage für die Studie des AFED [2] fürchten 68 Prozent der in
Nordafrika lebenden Menschen eine weitere Verknappung der Frischwasserreserven
durch den Klimawandel.
Neue Satellitenmessungen des französischen Institut de
recherche pour le développement (IRD) haben gezeigt, dass die bislang als
fossil geltenden Frischwasserreserven unter der Sahara weniger fossilen
Ursprung sind als bislang angenommen. Geringe Niederschläge und hohe
Evapotranspiration ließen keine Erneuerung des Grundwassers zu, hieß es lange.
Doch rund 1,4 Kubikkilometer Wasser werden jährlich durch Regenwasser und
oberirdische Gewässer wieder eingetragen. Das erhöht die unterirdischen
Grundwasserseen um jährlich zwei Millimeter. In den Jahren zwischen 2003 und
2010 wurden Spitzenwerte von 4,4 Kubikkilometer und 6,5 Millimeter Erhöhung des
Grundwasserspiegels pro Jahr gemessen.
Nachhaltige Nutzung möglich
Zwei Resultate ziehen die Franzosen aus ihrer Beobachtung: Zum einen die Warnung, dass die Wiederbefüllung nur etwa 40 Prozent des Entnahmenvolumens ersetzt und die Grundwasserreserven weiterhin als übernutzt gelten. Zum anderen aber auch, dass bei Berücksichtigung der Wiederbefüllung eine nachhaltige Wassernutzung möglich ist und die Menschen im Norden der Sahara nicht auf einer nur endlichen Ressource sitzen. Zumindest haben sie es in der Hand, mit den Frischwasserreserven dauerhaft umzugehen.
Der Sahara Aquifer
Der nördliche Sahara Aquifer erstreckt sich über einer
Fläche, die rund zweimal so groß wie Frankreich ist. Der Wasserkörper ist
mehrere Hundert, in Spitzenwerten bis zu 1.000 Meter mächtig. Die rund 300.000
Kubikkilometer Frischwasser haben sich in den Feuchteperioden der letzten eine
Million Jahre aufgebaut. Die Nutzung dieses Aquifers hat in den letzten 30
Jahren die städtische und landwirtschaftliche Entwicklung der semi-ariden
Regionen in Algerien, Libyen und Tunesien ermöglicht.
Oftmals ist das Wasser bis zu 80 Grad Celsius heiß und
muss vor dem Einsatz in der Bewässerung noch aufwendig herunter gekühlt werden.
Mit einem bis fünf Gramm Salz pro Liter eignet es sich häufig nicht für den
direkten Gebrauch als Trinkwasser.
Lesestoff:
Gonçalvès J., Petersen J., Deschamps Pierre, Hamelin B., Baba-Sy O. Quantifying the modern recharge of the “fossil” Sahara aquifers, Geophysical Research Letters, 2013, VOL. 40, 1–6. doi:10.1002/grl.50478
[2] Impact of Climate Change on the Arab Countries“. By Arab Forum for Environment and Development (AFED), 2009 www.afedonline.org
Roland Krieg; Foto: V. Simonneaux (IRD)IRD / V. Simonneaux : In the Sahara Desert lie huge bodies of water