SARS-Cov-2 ohne One Health-Ansatz
Landwirtschaft
BMG streicht Vet-Labore aus dem Infektionsschutzgesetz

Human- und Veterinärmedizin unterstreichen seit Jahren den „One Health“-Ansatz für das globale Gesundheitsgeschehen. Kranheiten, die gleichsam Tier und Mensch betreffen, so genannte Zoonosen, sind die wichtigste Brücke für einen Ansatz beider medizinischen Fakultäten. Gerade beim Thema Antibiotika kann eine Reduzierung resistenter Keime nur gelingen, wenn Human- und Tiermediziner am gleichen Strang ziehen.
Auch SARS-CoV-2 ist eine Zoonose. Veterinärmedizinische Labore können schon allein wegen Ausstattung und Fachpersonal helfen, Testkapazitäten zu erweitern. Die Meldung ging Mitte April durch die Medien. Das zweite Infektionsschutzgesetz schaute dabei auf in die Zukunft. Aktuell werden nach Angabe des Robert-Koch-Instituts wöchentlich rund 400.000 Pandemie-Tests durchgeführt, bald sollen es 700.000 werden. Basis für die Tests ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Mit Hilfe des Enzyms DNS-Polymerase wird ein noch geringer Fund an Erbsubstanz, hier vom Virus SARS-CoV-2, so schnell und mengenmäßig vervielfacht, bis sie gut sichtbar und zu analysieren ist. Das „Kopieren“ der Erbsubstanz kann in jedem Labor mit entsprechendem technischem Equipment und Sicherheitsstufe durchgeführt werden. In der Pflanzenforschung ist das die gängige Methode zur Identifizierung verbotener Erbsubstanzstücke, die gentechnisch hergestellt wurden. Auf die Erweiterung der Testmöglichkeiten hatte sogar das Internationale Institut für Tiergesundheit (OIE) mit Plakaten hingewiesen. Während PCR das Virus nachweisen kann, ist ein weiterer Test (ELISA-Methode) für den Nachweis von Antikörpern möglich.
Allein: „Auf der Zielgeraden hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die veterinärmedizinischen Labore wieder aus dem Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes gestrichen.“ Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) kritisiert die Entscheidung am Sonntag. Die Streichung erfolge, weil plötzlich doch genug Laborkapazitäten vorhanden seien. Dem Verband wurde mitgeteilt, dass auch Fragen der Qualitätssicherung und der Haftung offen seien.
bpt-Präsident Dr. Siegfried Moser wird deutlich: „Bezweifelt werden darf, dass die Entscheidung tatsächlich der Gesundheitspolitik dient. Wirtschaftspolitische Interessen dürften hier viel eher im Vordergrund gestanden haben.“ Virologen befürchten mit der Lockerung der Auflagen eine zweite und mit dem Herbst eine dritte Infektionswelle.
„Fakt ist jedenfalls, dass eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizin zur Lösung der wichtigen gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit, wie Zoonosen- und AMR-Bekämpfung [AMR = Antimicrobial resistence; roRo] wichtiger denn je wäre, ganz offensichtlich aber leider nicht stattfindet", so Moser. Während weltweit der „One Health“-Ansatz für eine gemeinsame Gesundheit von Mensch und Tier gefahren werde, setzten die Humanmedizin in Deutschland und das BMG „leider gegenteilige Akzente.“
Das Bundesgesundheitsministerium wollte sich dazu nicht äußern.
Roland Krieg; Grafik: OIE
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