Sauen erfolgreich synchronisieren
Landwirtschaft
Große Sauengruppen auch ohne Hormone synchronisieren
Das Thema Brunstsynchronisation bei großen Sauengruppen hat nicht nur arbeitswirtschaftliche Vorteile [1]. Auf Nachfrage bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen spielt das Abferkeln in Gruppen auch bei der Gesunderhaltung der Ferkel eine bedeutende Rolle. Zwischen den Gruppen können die Ställe gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Gesunde Bestände brauchen am Ende auch keine Antibiotika. Die Synchronisation bringt ebenfalls Ammensauen hervor. Sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Landbau „gibt es immer wieder Sauen, die überzählige Ferkel gebären oder nicht genügend Milch für die Erstversorgung der Neugeborenen haben“. Diese Ferkel haben eine gute Überlebenschance, wenn sie frühzeitig an eine Ammensau gesetzt werden, die natürlich vorher den gleichen Zyklus hat durchlaufen müssen.
Die Studie des BUND hat gezeigt, dass nicht alle Betriebe Hormone für die Brunstsynchronisation einsetzen. Selbst in den viehdichten Regionen Niedersachsens kommen Betriebe mit klassischer Synchronisation aus. Stallbau und Stallklima wirken sich immer auf Gesundheit und Produktionsverfahren aus. So hat nach Erfahrungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auch die Stallgestaltung Einfluss auf die Befruchtungsergebnisse. Spezielle Ebergänge, wo die männlichen Tiere hinter den Sauen vorbeigeführt werden, erzielen bessere Rauscheerkennung und Rauschestimulatation. Spezielle Lampen im „Deckzentrum“ bieten den Sauen ausreichend lange und helle Lichtphasen. Vor allem im Winterhalbjahr können „Langtag-Bedingungen“ simuliert werden, um die natürliche Saisonalität im Fruchtbarkeitsgeschehen zu beeinflussen. Die Praktiker aus Oldenburg weisen darauf hin, dass selbst in der modernen Tierhaltung diese bei den Nutzschweinen noch vorhanden ist.
Die Klimatisierung des Stalls in heißen Sommern kommt sowohl der Fruchtbarkeit der Sau als auch dem Wohlbefinden der Ferkel entgegen.
Im Ökolandbau ist die hormonelle Synchronisation verboten. Eine natürliche findet alleine durch die Gruppenhaltung statt. Für eine konventionelle Synchronisation sind die Sauenbestände oft zu klein, als dass sich der Aufwand lohnt.
Einen wirtschaftlichen Vergleich zwischen konventioneller und hormoneller Synchronisation gibt es derzeit noch nicht.
Die oft als „Gegenmodell“ propagierte ökologische Haltung ist nicht per se besser. Eine Studie aus Dänemark hat 30 Prozent Ferkelverluste aufgezeichnet. Die Haltung ist nicht mit der Haltung in Deutschland vergleichbar, aber die Würfe im Ökobetriebe sind tendenziell größer als in der konventionellen Haltung, teilte Naturland mit. Auch dadurch kann es sein, dass die schwächsten Ferkel nicht überleben [2].
Lesestoff:
[1] Moderne Sauenhaltung und Kritik des BUND
[2] Ferkelsterblichkeit auf Biobetrieben
Roland Krieg