Schadstoffbelastung beim urbanen Gärtnern

Landwirtschaft

Schadstoffe beim urbanen Gärtnern vermeiden

Die Vision einer „essbaren Stadt“ verspricht viele positive Effekte für Mensch und Natur: Essbares Grün ist nicht nur gut für die Bewegung und die Gesundheit der gärtnernden Bürger, sondern auch für die Biodiversität in der Stadt, den Aufbau von Nährstoffkreisläufen und die Schaffung von Orten der Erholung, Bildung und Integration. Städte sind aber auch Zentren der Umweltverschmutzung. Die Frage ist also, wie die Lebensmittelproduktion in der Stadt gestaltet werden kann, so dass Haupteintragsquellen von möglichen Schadstoffen reduziert werden. Die Arbeiten der Geografin und Biologin Dr. Ina Säumel am Institut für Ökologie der TU Berlin geben wichtige Hinweise. Auf dem 4. Symposium Urbaner Gartenbau in Berlin präsentierte Säumel Forschungsergebnisse zur Schwermetallbelastung von Obst, Gemüse und Speisepilzen aus dem Stadtgebiet in Berlin.

Die Entnahme der Obst- und Gemüseproben erfolgte an unterschiedlichen Standorten, mit stärkerer und weniger starker Verkehrsbelastung, unterschiedlichem Abstand von Straßen, mit oder ohne Schutz durch Hecken und schließlich aus Gemüsekulturen, die in Hochbeeten bzw. direkt in der Stadterde wuchsen. Die Ergebnisse verglichen die Wissenschaftler mit den EU-Grenzwerten aber auch der Schwermetallbelastung von Supermarktware. Abhängig vom Standort, der Gemüse- oder Obstart fielen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. Insgesamt lagen 52 Prozent aller Stadtgemüseproben über dem EU-Referenzwert für Blei. Es gibt allerdings Sorten und Standorte mit geringerer Belastung. Entscheidend ist die Entfernung zur Straßenschlucht, stellte Säumel fest. 67 Prozent der Gemüsearten, die weniger als zehn Meter von der Straße entfernt wuchsen, überschritten den Bleigrenzwert, bei einer Entfernung über zehn Meter waren es nur 38 Prozent.

Supermarktgemüse war allerdings nicht durchweg geringer belastet. Kohlrabi und Bohnen aus dem Supermarkt hatten höhere Cadmium- und Bleiwerte als das Stadtgemüse. Die Cadmiumgehalte von Kartoffeln waren in etwa vergleichbar, während etwa bei Tomaten und Möhren das Stadtgemüse höher mit Schwermetallen belastet war als die Supermarktware.

Beim Urban Gardening kommt es entscheidend auf die Auswahl der richtigen Erde an, stellte Säumel fest. Etwa 40 Prozent der Stadtgemüseproben, die direkt im Stadtboden gepflanzt worden waren überschritten den EU-Referenzwert für Blei. Bei Gemüse, das in kommerzieller Gartenerde in Hochbeeten oder Kübeln gepflanzt worden war, lag der Anteil höher, nämlich bei 50 Prozent. „Man muss sehr genau hingucken, welche Erde man verwendet“, sagte Säumel, und empfahl nur zertifizierte Substrate zu kaufen. Wer sicher gehen will, achtet auf das RAL-Gütezeichen.

Deutlich entspannter ist die Lage bei Stadtobst. Nüsse, Kern- und Steinobst waren geringer belastet als Supermarktware; Beeren wie Brombeeren und Sanddorn etwas mehr. Bei den Pilzen zeigte sich ein heterogenes Bild. Der überwiegende Teil der wild gesammelten Pilzproben (82 %) überschritt die EU-Standards für Blei, 61 Prozent hatten erhöhte Cadmiumgehalte.

Aus den Ergebnissen lassen sich Empfehlungen für urbanes Gärtnern ableiten: Neben einer ausreichenden Entfernung von Straßen und der Verwendung von zertifiziertem Substrat können Hecken und Büsche zum Fernhalten von Schadstoffen beitragen. Langfristig können auch Stadtplaner dazu beitragen, den Schadstoffeintrag zu vermindern, indem sie mit einer Vielfalt an Pflanzenarten und Gestaltungsmöglichkeiten die Schutz- und Filterwirkung des Stadtgrüns erhöhen.

Gesa Maschkowski, www.aid.de

Zurück