Scheunenrock und Kräutermenschen

Landwirtschaft

BraLa empfängt die Verbraucher im Grünen

BraLa 2006Bevor vom 25. bis zum 28. Mai die 16. Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung in Paaren/Glien ihre Tore öffnet, hatte sich das Land Brandenburg etwas neues ausgedacht: Die Vorpressekonferenz fand nicht in Potsdam, sondern in der Landesvertretung in Berlin statt. Das mache durchaus Sinn, verkündete Landwirtschaftsminister Dr. Dietmar Woidke, denn in den letzten 15 Jahren verzeichnete das Märkische Ausstellungs- und Freizeitzentrum (MAFZ) zunehmend mehr Besucher aus der Hauptstadt. Im letzten Jahr war das Verhältnis zwischen Brandenburger und Berliner Besucher „fifty-fifty“, so Geschäftsführer Gerhard Weiß. Mit 749 Ausstellern schafft die BraLa einen neuen Ausstellerrekord und will in diesem Jahr die Schallmauer von 40.000 Besuchern durchbrechen. Gleich am ersten Tag wird der 500.000 Besucher seit 1990 erwartet.

Schau der regionalen Wirtschaft
Die BraLa bezeichnet Landesbauernpräsident Udo Folgart als die „Grüne Woche“ im Grünen, direkt vor den Toren Berlins. Hier präsentieren sich Bauern, Gärtner und Förster entlang der regionalen Wertschöpfungskette und zeigen mit ihren Betrieben und Produkten die Lebendigkeit des ländlichen Raums. Und im konsumieren sind die „Berlandenburger“ spitze, wie die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) zeigte: Hier wird überdurchschnittlich mehr Frischobst, Frischgemüse, Kartoffeln und auch die meiste Milch verzehrt.
Aber nicht alles kommt aus der Region, klagte Dr. Heinz Pilz. Er ist Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverband Brandenburg und Geschäftsführer der Landkost-Ei in Bestensee. Eine Milliarde Eier werden an allen Standorten jedes Jahr produziert. Während der Marktanteil in der Schweiz bei 35 Prozent liegt, sind es in Berlin und Brandenburg nur 15. Die Lebensmittelketten listen ihre Produkte nach Preis und beziehen daher ihre Ware aus den Benelux-Ländern, sowie Spanien und Frankreich. Auch wenn das spanische Ei einen Transportaufschlag von 0,2 Cent je Ei zu verkraften hat, sind die Futterkosten auf der iberischen Halbinsel so günstig, dass die Eier preiswerter als die heimischen sind. Dr. Pilz legte aber auch dar, dass die Verbraucher etwas daran ändern könnten. Auf dem polnischen Markt sind die Landkost-Eier preiswerter als die heimische Ware, aber die Konsumenten fragen gezielt nach regionalen Produkten. In den letzten fünf Jahren haben die Deutschen generell weniger Eier verzehrt. Mit 206 Eiern im Jahr verzehrt jeder Bundesbürger 15 Stück weniger als vorher.
Als weiteren Vorteil für die Region, sieht Dr. Pilz den Hühnerdung, der rund ein Drittel des organischen Düngers in Brandenburg ausmacht. Auf der BraLa wird es zwar über 1.000 landwirtschaftliche Nutztiere bis zu Tauben und Rassekaninchen geben, aber aus seuchenprophylaktischen Gründen in diesem Jahr kein Geflügel.
Trotzdem bietet die BraLa für Verbraucher eine gute Gelegenheit, sich bei den Ausstellern nach der aktuellen Situation bei der Vogelgrippe zu erkundigen. Die Geflügelzüchter werden die Ausstellung nutzen, um regionale Zeichen zu setzen.

Zukunft: Grün!
Mit Landwirt, Fischwirt, Gärtner oder Landtechniker gibt es insgesamt 13 grüne Berufe. Udo Folgart beziffert den Bedarf an Auszubildenden mit etwa 450 Lernenden pro Jahr. Die Chance für einen handwerklich praktischen Beruf mit naturwissenschaftlichen Grundlagen ergreifen aber nur 250 bis 300 Azubis. Da ist noch eine ganze Menge Ausbildungsbedarf, auch wenn die demographische Situation mit einer sinkenden Bevölkerung in Brandenburg berücksichtigt wird. Deshalb hat es einen Aufruf an alle Schulleiter für die 7. bis 9. Klasse gegeben, die BraLa zu besuchen, um die Berufe kennen zu lernen. In einem Schülerwettbewerb wird am 26. Mai ein Hauptgewinn gezogen, der eine Reise nach Alabama beinhaltet. Dort bekommt man einen Einblick in den Alltag eines amerikanischen Farmers. Abends veranstaltet Radio Fritz eine Scheunenrock-Disco.

„...da müssen wir hin“
Die Eberswalder Wurst GmbH stellt auf der BraLa ihre neue Bratwurstkreation „Original Schorfheider Holzfäller“ vor. Im Mustergarten des MAFZ gibt es ein 20 Meter langes Hochbeet in Form eines Menschen, das mit 150 Kräutern bepflanzt ist – jeweils so, dass die Besucher sehen, wo die Kräuter auf den Körper wirken. Für harte Männer gibt es „Timbersports“, für deren Nachwuchs die Hippo-Mini-Masters-Trophy, bei der Kinder und Jugendliche Kleinpferde vorführen. Wer übrigens den Bundesentscheid der Leistungspflüger Ende April in Wöbbelin verpasst hat, der kann sich auf der BraLa am 26. Mai ab 13:00 den Landeswettbewerb Pflügen ansehen.
Die BraLa ist zwischen dem 25. und 28. Mai täglich zwischen 09:00 und 18:00 Uhr geöffnet und ab der Autobahnabfahrt Falkensee sehr gut ausgeschildert. Die Parkplätze sind kostenfrei, der Eintritt beträgt sechs, ermäßigt drei Euro und wer verschiedene geistige Getränke zu sich nehmen möchte, der kann ab Spandau mit dem Bus 671 fahren. Das komplette Programm finden Sie unter www.brandenburghalle.de

Roland Krieg

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