Schlagkraft und pflugloser Anbau im Frühjahr 2018
Landwirtschaft
Wasser zeigt Strukturschäden im Boden an
Noch immer stehen Wasserflächen auf den Feldern im Norden und Osten Deutschlands. Die aktuell schlechten Bedingungen für die Aussaat von Sommerungen begannen bereits im Spätsommer und Herbst 2017. Viel Niederschlag hat zum Teil dazu geführt, dass Mais und Kartoffeln auf dem Feld verbleiben mussten, weil diese nicht mehr zu befahren waren [1]. Vielfach werden die Landwirte in diesem Jahr auf Mais und Sorghumhirse ausweichen. Sorghum kann noch von Anfang bis Mitte Mai in den Boden gebracht werden.
Volker Bredenkamp kam im Herbst 2017 glimpflich davon. Lediglich zehn Prozent der geplanten Winterweizenfläche konnte er nicht mehr bestellen, wie er auf dem Landesbauerntag in Linstow [2] gegenüber Herd-und-Hof.de sagte. Bredekamp bewirtschaftet einen 300 Hektar-Betrieb bei Bad Doberan an der Ostseeküste. Seine Tochter hat mit der Drillmaschine für eine hohe Schlagkraft gesorgt. Bei kürzer werdenden Zeitfenstern für Ernte und Aussaat ein immer wichtigerer Parameter. Jetzt steht noch die Ackerbohne an, die Bredekamp bis spätestens am 20. April im Boden haben will. Die Futterleguminose ist für seine Schweine.
Die Zuversicht auf pünktliche Aussaat ist auf eine gute Bodenbearbeitung zurückzuführen. Denn dort wo das Wasser noch auf den Feldern steht, sind langfristige Strukturschäden vorhanden. Es war nicht der erste milde und nasse Winter. Das Befahren nasser Äcker zerstört die guten Strukturen.
Die Nässe im letzten Herbst hat eine ordentliche Bodenbearbeitung verhindert. Die Poren sind wassergesättigt, die Bodenkolloide gequollen und eine mechanische Belastung durch Befahren der Äcker reißt die Aggregate auseinander. Dabei verschmieren die Bruchflächen und es kommt zu Bodenverdichtungen. Spätes Austrocknen bildet Bodenkrusten, die nicht nur das Einsickern des Wassers, sondern auch das Durchstoßen des Keimlings an die Oberfläche verhindern. Wenn im Boden die gebildeten Brocken austrocknen, werden sie hart und nicht mehr durchwurzelt.
Dort wo pfluglos gearbeitet wird, steht kein Wasser mehr, erklärt Bredenkamp. Der Boden wird über die Jahre „in Ruhe gelassen“, bildet seine standortspezifischen Aggregate aus und trocknet selbst nach diesem Winter schnell ab. Landwirte haben das untereinander stets im Blick.
Dort wo pfluglos gearbeitet wird, muss dennoch das Unkraut vor der Aussaat vernichtet werden. Außerdem sind Zwischenfrüchte im milden Winter bis Mitte Februar nicht wie geplant abgefroren. Aus diesen Gründen setzt Bredenkamp Glyphosat ein. Der Nutzungskonflikt zwischen Herbizid und Bodenruhe.
Bredenkamp ist aber auch wichtig, dass die Felder ordentlich drainiert sind. Nur wenn die Entwässerung funktioniert, hilft die aufwendige Technik dem Boden beim Abtrocknen. Zumindest bis zum Vorfluter. Für dessen Abfluss sind die Kommunen zuständig. Und mancher Vorfluter ist so zugewachsen, dass er das Wasser in die Äcker zurückstaut.
Lesestoff:
[1] Große Probleme im Ackerbau: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/nasse-aecker.html
[2] Jede Reform hat ihre Grenzen: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/jede-reform-trifft-auf-ihre-grenzen.html
Roland Krieg