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Landwirtschaft
Grüne Woche feiert 75. Jubiläum
Vom 15. bis zum 24. Januar öffnet die Internationale grüne Woche wieder ihre Pforten unter dem Berliner Funkturm. Hermann Tietz ist, wie auf dem ersten Deckblatt von 1926, nicht mehr dabei – aber immer neue Länder und Produkte, Maschinen, Attraktionen und Gesprächsstoff sorgen für eine hohe Resonanz. Mit der 75. Grünen Woche werden sich mehr als 57.100 Aussteller aus 119 Ländern 29,7 Millionen Menschen präsentiert haben. Die Messe GmbH erwartet in diesem Jahr den 30-millionsten Besucher.
Länderhalle Deutschland
Was den meisten Menschen in Erinnerung bleibt , sind die vielen regionalen Spezialitäten, die sie aus der alten CMA-Halle 20 gereicht bekamen. Nach Liquidation der Marketingspezialisten bleibt die Länderhalle 20 bestehen, auch wenn den Länderständen das Oberdeck abhanden gekommen ist.
Baden-Württemberg heißt „Willkommen im Genießerland“, Bayern kommt mit Hopfenschnaps aus der Hallertau, Bremen präsentiert erstmals „Qualitätsweine aus dem Welterbe“, des Bremer Ratshauses, Mecklenburg-Vorpommern lädt als Gesundheits-, Agrar- und Tourismusland ein, Niedersachsen „hat was“ und neben Brandenburg feiert auch Thüringen sein 20. Schlemmerjubiläum.
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So wie sich die Landwirtschaft geändert hat, öffnet sich auch die Grüne Wochen den Themen. Aus dem einst wilden Landhandel einer lokalen Warenbörse entwickelte sich ein reichhaltig gedeckter Tisch.
Exotische Genüsse aus Aserbaidschan, die Macadamia-Nuss aus Paraguay und Yukon-Yak-Likör aus Kanada warten auf die Besucher genauso wie Sprotten aus Schleswig-Holstein oder Wild aus Mecklenburg-Vorpommern. Produktmärkte gibt es in den Hallen 12 (Fleisch nd Wurst“, 14 (Seafoodmarkt) sowie Wein und Sekt in der Halle 14. Die Biohalle 6.2 zeigt erstmals einen Weltladen mit fair gehandelten Produkten, dem neuen Trend der Biobranche.
Seismograf der wirtschaftlichen Entwicklung
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner bezeichnet die Grüne Woche als „Seismograf der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen“. Dr. Christian Göke, Geschäftsführer der Messe GmbH betont, dass 56 Länderagrarminister die Messe besuchen und auf internationalem Podium Erfahrungen austauschen. Neben Welternährung und Entwicklung des ländlichen Raums sowie der Neugestaltung der Agrarpolitik nach 2013 geht es im Jahr 2010 vor allem um die biologische Vielfalt. Sonnleitner betont, dass gerade die Land- und Forstwirtschaft einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen muss. Die 19 Cross Compliance-Vorschriften sichern den „Artenschatz“ der Natur. Der Erlebnisbauernhof in der Halle 3.2 zeigt den Besuchern die vielfältigen Anstrengungen.
Nachdem Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner im Vorfeld zur Grünen Woche zu einem mäßigen Verzehr von Fleisch aufgerufen hat, forderte Sonnleitner gleich zu Beginn der Grünen Woche, die „Aussagen klarzustellen“. „Fleisch gehört zur gesunden Ernährung mit seinem wertvollen Eiweiß dazu“, so der Bauernpräsident. Die Wiederkäuer sind die einzigen, die Graslandschaften und Naturschutzflächen zu veredeln. „Verzichtsempfehlungen sind der falsche Weg, das weltklima zu retten.“
Den Preisverhau beenden
Jürgen Abraham, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), zeigte die Sorgen der Ernährungswirtschaft auf. Das ist vor allem der “Preisverhau“ für Lebensmittel. Im letzten Jahr hat die Branche mit 5,6 Milliarden Euro ein Minus von 4,2 Prozent hinnehmen müssen.
Der Verbraucher hat nicht weniger Ware bezogen, sondern hat bei insgesamt 12 Preisrunden an Umsatzerlösen eingebüßt, was den mittelständischen Betrieben schwer zu schaffen macht. Wir müssen mit dem Handel darüber sprechen, dass wir einen Punkt erreicht haben, der nicht mehr hinnehmbar ist, so Abraham: „Wenn die Wertschöpfung nicht mehr stimmt, kann es auch Probleme bei der Qualität geben.“
Eine Entlastung ist nicht in Sicht. Nach Abraham gehen die Preisrunden weiter und die Betriebe erwarten höhere Rohstoff- und Energiekosten. Im Ergebnis sinken die Erlöse bei den Bauern.
Abraham setzt weiterhin auf den Export, weil der Binnenmarkt im Wesentlichen zu ist. Auch der Absatz im Ausland ist zurückgegangen, aber volumenmäßig gleichgeblieben. Abraham will die Exportaktivitäten verstärkt wissen. Doch während im Ausland konzertierte Aktionen möglich sind, wird den Betrieben in Deutschland nur das eigene Marketing übrig bleiben. Ein vergleichbares Binnenmarketing wird es nicht geben.
Das Logo geht weiter
Motive wie die Schweinekiwi gibt es auch in diesem Jahr. Der
Kommentar dazu hat sich deshalb auch 2010 nicht geändert.
Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Grüne Woche vom 15. Bis zum 24. Januar täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr. An zwei langen Samstagen und einem langen Freitag ist die Messe bis 20:00 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 12 Euro, ermäßigt für Studenten und Kinder sieben. Kindern unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Familienkarten für zwei Erwachsene und maximal drei Kinder kosten 25 Euro.
Lesestoff:
Ihr persönliches Besuchsprogramm können Sie auf www.gruenewoche.de zusammenstellen
Roland Krieg; Fotos: Messe GmbH (Tietz), andere: roRo
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