Schutz vor Waldbränden
Landwirtschaft
Den Bund beim Thema Waldbrand stärker einbeziehen
Bundeswehr und Bundespolizei haben tatkräftig nicht nur beim Waldbrand im Harz mitgeholfen. Der Bund hilf aus, wo er kann – aber er könnte mehr. Die Zahlen sprechen für sich: Nach Ingo Schäfer (SPD) sind 2018 und 2019 zusammen 5.000 Hektar Wald in Deutschland niedergebrannt. 2021 hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 548 Waldbrände gezählt, die nicht alle in die Schlagzeilen geraten. Die Waldbrandgefahr besteht nicht nur nahezu ganzjährig, sondern trifft mittlerweile auch alle Bundesländer [1].
Am Mittwoch nahm im Bundestag beim Thema Waldbrandschutz auch Landwirtschaftsminister Sven Schulze in Sachsen-Anhalt als Vertreter des Bundesrates teil. Der letzte Brand im Harz hat den Landkreis rund eine Million Euro pro Tag gekostet. Die Kommunen stoßen bei Feuerwehrkräften, Löschfahrzeugen und Kosten an ihre Grenzen. Schulze trägt die Forderung nach einem „Waldbrandfonds“ vor, aus dem die Kosten getragen werden sollen.
Geld alleine reicht aber nicht. Leon Eckert von Bündnis 90/Die Grünen rückte eine Aussage der völkischen AfD zunächst zurecht. Es gibt eine Trennlinie zwischen Katastrophen- und Zivilschutz. Zivilschutz ist „wenn Raketen fliegen“ und da sind Wälder ein nachrangiges Schutzziel. Der Waldbrand gehört eindeutig zum Katastrophenschutz und der ist Ländersache.
Das aber macht zumindest die Meldewege von der zuerst gerufenen örtlichen Feuerwehr über den Landkreis und das Bundesland bis nach Berlin langwierig. Will der Bund im Gemeinsamen Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKOB) eine Rolle spielen, sollten dort die zusätzlichen Geräte für eine Waldbrandbekämpfung, wie teure Löschfahrzeuge und Löschflugzeuge bereit gehalten werden. Im Harz mussten zwei italienische Löschflugzeuge aushelfen. Das hat Deutschland zumindest den Anstoß gegeben sich bei Löschflugzeugen auch innerhalb der EU zu beteiligen, was mit Blick auf die Kosten bislang abgelehnt wurde. Für ein wirksames GeKOB müssen aber nach Eckert mehr als drei Länder eine Beteiligung zeigen.
Geräte alleine machen den Wald aber nicht sicherer. Der Nationalpark Harz ist über die beiden Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen verteilt. Das Thema Wasserreservoir, auch für die Waldbrandbekämpfung, ist nach Schulze seit Jahren ein Thema, bei dem die vormalige grüne Umweltministerin Claudia Dalbert in Sachsen-Anhalt nur wenig Kooperation aufgezeigt habe.
Auch das Thema Totholz werde ideologisch bedacht. Neben den vielen Vorteilen, die Totholz im Wald habe, kann es auch bei Waldbränden zu einem Hindernis und zu einem Auslöser werden. Schulze will Totholz aus dem Nationalpark in der Nähe von Wohngegenden und in Walbrandschneisen aus dem Wald holen. Das entspreche der Räumung auf 0,1 Prozent der Nationalparkfläche in Sachsen-Anhalt. „Und was passiert“, fragte Schulze: „Es gibt einen Umweltverband, der dagegen klagt.“ Das verstehe vor Ort kein Mensch.
Das Thema Waldbrandschutz ist sehr komplex und hat viele Zielkonflikte und verschiedene Akteure. Die Anträge von CDU/CSU und Die linke für einen besseren Schutz wurden in die Ausschüsse verwiesen.
Lesestoff:
[1] Der feuerfeste Wald: Leseclub 34/2022
Roland Krieg
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