Schweden will mehr Pflanzenbau

Landwirtschaft

Schwierige Klimaanalyse für den Ökolandbau

Cecilia Sundberg von der Swedish University of Agricultural Sciences (SLU) berichtete auf der BioFach über ihre neueste Arbeit, die bald erscheint. Eine Übersetzung ins Englische ist geplant. Sundberg untersuchte mit ihren Kollegen die Klimaauswirkungen des Ökolandbaus. Zwar gelten die Ergebnisse nur für Schweden, doch sind allgemeine Trends durchaus auch für andere Regionen in Europa prüfenswert.

Das überraschende Fazit: Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft unterscheiden sich nicht signifikant in der Produktion klimarelevanter Treibhausgase. Es gibt einige kleine Unterschiede in der Entstehung, aber viel mehr widersprüchliches, was schwer gegeneinander abzuwiegen ist.

Die Landwirtschaft in Schweden emittiert Kohlendioxid zu 24 Prozent über den Boden und zu 21 Prozent über die Nutztiere. N2O entsteht zu 24 Prozent im Boden und zu sieben Prozent bei der Nutzung von Mineraldünger. Vor allem jedoch die Stickoxide sind schwer zu berechnen, weil deren Emission über das Gleichgewicht von Nitrifizierung und Denitrifizierung im Boden abhängig ist, und diese wiederum vielfach von der Bodenfeuchtigkeit bestimmt wird. Der Ökolandbau kann das Risiko der Stickoxidemission durch hohen Humusgehalt und Bodenbedeckung im Winter reduzieren – aber auch nicht gänzlich verhindern.

Der Ökolandbau bringt zwar weniger Stickstoff in den Boden ein, emittiert über verschiedene Gründüngungen aber wiederum mehr. Eine erhöhte und wiederkäuergerechte Raufütterung produziert mehr Methan als eine Fütterung mit Kraftfutter, der allerdings auch wieder die Treibhausgasbilanz der Herstellung gegengerechnet werden kann.

Die Humusbilanz im Boden ist nach Sundberg eine wichtige Senke für atmosphärisches Kohlendioxid. Der Ökolandbau kann Vorteile durch den Anabu mehrjähriger Pflanzen, organischer Düngung, Gründüngung und Pflanzen mit starkem Wurzelwachstum erzielen, büße jedoch durch ein geringeres Ertragsniveau an Humusbildung wieder ein.

Ähnlich kompliziert verhält es sich mit dem Energieeinsatz in der Landwirtschaft. Meist fahren die Traktoren noch mit fossilen Energieträgern, aber eine Umstellung auf Biokraftstoffe erhöhe den Landbedarf um zehn bis 15 Prozent. Sundberg setzt auf die Kraftstoffe der zweiten Generation, wie Ethanol aus Getreidestroh.

Die Nutzung von Biogas kann auch für den Ökolandbau Vorteile erzielen. Zum einen kann Biogas organische Reststoffe verwerten, den Einsatz von fossiler Energie zurückdrängen und über die Gärreste zusätzlichen Dünger zur Verfügung stellen. Für Schweden wird die Energie vom Acker jedoch keine tragende Rolle spielen können, so Sundberg.

Vergleichende Studien haben ergeben, dass die Pflanzenproduktion vor der Milch- und dann der Fleischproduktion klimavorteile aufweist. Jedoch wird auf 90 Prozent der schwedischen Ökofläche Futter für die tierische Produktion gewonnen. „Das ist langfristig vielleicht nicht die beste Idee“, fasst Sundberg zusammen.

Speziell für die schwedische, im Trend auch für andere Länder, empfiehlt die Wissenschaftlerin: Steigerung der Stickstoffeffizienz in der Tierhaltung, höhere Erträge für den Ökolandbau, erhöhung der Senke für Kohlendioxid, effiziente landwirtschaftliche Produktionssysteme und mehr Pflanzenanbau.

Lesestoff:

www.slu.se/epok

Roland Krieg

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