Schwein ist das Biotier des Monats
Landwirtschaft
Eine Frage der Ernährungsethik?
> Schwein gehabt ? das sagen nicht nur die Mäster. Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) hatten sie ein gutes vergangenes Jahr. In der auf 25 Länder erweiterten EU wurden 241 Millionen Schweine gemästet. Das sind gut 21 Millionen Tonnen Fleisch. Der Selbstversorgungsgrad der EU beträgt 106 Prozent und die Preise liegen etwa 6 Prozent über denen von 2003.Schwein gehabt ? sagen auch die Verbraucher, die mit über 55 kg Schweinefleischverzehr pro Person mittlerweile doppelt so viel essen können wie 1960. Zudem bieten Discounter seit einem Jahr auch Frischfleisch an und haben bereits einen Marktanteil von fast 40 Prozent erreicht.
Schwein gehabt ? das können nicht alle Tiere sagen. Der Ökoverband Bioland hat das Schwein im Februar zum Biotier des Monats gekürt.
?Na, weniger Fleisch essen, um mehr für Fleisch bezahlen zu können, damit die Landwirte die Chance haben, die Tiere artgerecht zu halten. Denn heute essen viele viel Fleisch und zahlen wenig. Das aber bringt die Landwirte in die Bredouille. Das ist keine Ernährungsethik!? Das sagt Margot Käßmann, Bischöfin der hannoverschen Landeskirche in der Februarausgabe von Chrismon. Mit kupierten Schwänzen, blutigen Flanken, zerfressenen Ohren und verdreckt: Industrielle Massentierhaltung zeigt auch bei den Schweinen erschreckende Beispiele. Die Mehrheit der Familienbetriebe hält Sauen und Ferkel ordentlich. Gemäß der gesetzlichen Mindeststandards ? und doch noch nicht artgerecht?
Das Schwein ist ein Erkundungstier (s. Herd-und-Hof.de vom 08.05.2002). Bioschweine bekommen daher einen Auslauf bei Wind und Wetter, um die verschiedensten Gerüche wahrnehmen zu können. Gegen Kälte und Regen stehen Hütten bereit und die Weiden werden gewechselt, ist der Boden zu stark durchwühlt. Das kommt nicht nur dem Tier zu Gute, sondern vor allem dem Verbraucher, denn das Schwein ist und bleibt ein Nutztier für den Verzehr. In der konventionellen Haltung sind ausgeprägte Fleischrassen weit verbreitet. Sie haben einen hohen Magerfleischanteil, der oft zu so genanntem PSE-Fleisch führt. PSE steht für pale, soft und exudative ? bleich, weich und wässrig, was zum deutlichen kleiner werden in der Pfanne führt. Die Ursachen mangelnder Fleischbeschaffenheit sind Schwächen im Energiehaushalt, in der Muskulatur und im Blutkreislauf der Tiere. Nach rund 140 Tagen haben die Hausschweine bereits die 6fache Muskelmasse ihrer wilden Vorfahren. Bioschweine sind robuster, weisen hohen intramuskulären Fettanteil (Marmorierung) auf und haben eine stärker ausgebildete Speckauflage. Eine Herausforderung für die Schweinehalter sieht Bioland in der Verfügbarkeit von Futter. Die spezielle Eiweißzusammensetzung steht in Bioqualität nicht ausreichend zur Verfügung und wird durch konventionelles Kartoffeleiweiß gedeckt. Die EU-Öko-Verordnung erlaubt einen Anteil von 20 Prozent, Bioland erlaubt nur 10 Prozent. Ab August 2005 läuft diese Ausnahmeregelung aus.
Auf dem Perspektivforum Tierschutz des Deutschen Bauernverbandes letzten Oktober verwies Franz Josef Holzenkamp, Tierhalter aus Garthe in Niedersachsen, die Verantwortung auf den Verbraucher: Die Bauern produzieren das, was die Verbraucher kaufen und nicht danach, was gewünscht wird. Mehr Informationen über den Unterschied zwischen ökologischer und konventioneller Schweinehaltung finde Sie unter www.biotiere.de.
roRo