Schweineerzeuger können nicht mehr

Landwirtschaft

Neuregelung Kastenstand führt zum Strukturbruch

„Mit unserem Verordnungsentwurf schaffen wir mehr Platz und Tierwohl im Stall. Gleichzeitig berücksichtigen wir aber auch die wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Schweine haltenden Betriebe. Ich weiß um die Herausforderungen, vor denen sie stehen – weitere Strukturbrüche in der Sauenhaltung wollen wir mit unserem Vorschlag vermeiden.“ Diesen Optimismus verbreitete Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Ende Mai bei der Vorstellung der neuen Regelungen für den Kastenstand bei Sauen.

Die Eckpunkte im Entwurf sind im Deckzentrum die Reduzierung der Fixierung von Sauen von aktuell rund 35 Tage auf acht Tage zugunsten der Gruppenhaltung. Der Kastenstand wird dort künftig in drei Größenklassen mit jeweiliger Verlängerung um 20 cm verlangt. „Breiter und Länger“ ist die Devise für den künftigen Kastenstand mit Übergangsregelungen von 15 Jahren mit einem verbindlichen Umstellungskonzept nach spätestens 12 Jahren.

Der Landesverband Niedersächsischer Schweineerzeuger (LSN) ist deutlich skeptischer. Schon heute werden rund 30 Prozent der Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark importiert. Das Verhältnis zwischen Kosten für den Stallumbau, selbst bei aktuell hohen Ferkelpreisen von über 70 Euro und Zahlungsunwilligkeit der Verbraucher lässt kaum eine Refinanzierung zu.

LSN-Vorsitzender Heinrich Lütjes fürchtet, dass die beiden Nachbarn ihre Ferkelanteile in Deutschland weiter ausbauen. Verbesserungen im Bereich Tierwohl sei nur „im Einklang mit den europäischen Nachbarländern“ möglich. Aktuell sind bei den Familienbetrieben nicht nur die Investitionskosten ungeklärt, auch, ob ein Umbau überhaupt bau- und immissionsrechtlich genehmigt würde.

Der LSN bedauert zudem, dass beim Entwurf der Eckpunkte „aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse“ aus dem Innopig-Projekt nicht berücksichtigt seien.

In Ergänzung des vorliegenden Diskurses muss auf die Dimension der Aufgabe „Neuregelung Kastenstand“ hingewiesen werden. Die Alternative „Bio“ stellt sich nicht. In Deutschland werden pro Jahr rund 300.000 Bioschweine geschlachtet, aber wöchentlich rund eine Million konventionelle Schweine.

Roland Krieg

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