Schweinegrippe: WHO-Phase 3

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Schweinegrippe: Mehr Fragen als Antworten

>Die USA haben am Sonntag abend europäischer Zeit den Alarmzustand ausgerufen, weil immer mehr Fälle von Schweinegrippe festgestellt werden. Dr. Richard Besser, Direktor des Center for Disease Control (CDC) ist sich sicher, dass noch mehr Fälle entdeckt werden, wenn man genauer hinschaut. Die meisten Fälle sind von mildem Krankheitsverlauf.

Schneller Krankheitsverlauf
Die Pan America Health Organisation (PAHO) berichtete am Freitag, dass die mexikanische Regierung bereits am 18 März über drei unabhängig voneinander festgestellten Influenzaähnliche Krankheiten im Generaldistrikt Mexiko berichtet hat. Seitdem ist die Anzahl an Influenza erkrankter Menschen auf über 850 angestiegen und sind 80 Menschen daran gestorben.
Als Erreger der Krankheit sind Influenza-Viren identifiziert, die nach ihren Eiweißen der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidasen (H und N) durchnummeriert werden. Am Samstag hatte Dr. Margaret Chan, Direktorin der weltgesundheitsorganisation (WHO), bestätigt, dass die Viren in Mexiko und den USA gleichen genetischen Ursprungs sind. Mexiko und Kanada haben Virenbeispiele zur näheren Untersuchung und Bearbeitung bereits ausgetauscht.
Unterschiede gibt es derzeit nur im Krankheitsverlauf. Das Grippevirus H1N1 aus dem Schwein springt auf den Menschen über und ist eine bislang noch nicht festgestellte Variante. Bei Schweinen ist die Erkrankungsrate mit dem Virus des Typ A hoch, doch nur wenig letal. Wie bei der menschlichen Grippe zirkuliert das Virus ganzjährig in der Population und bricht vor allem im Herbst und im Winter aus. Gelangt das Virus in einen Körper, der gerade andere Influenza-Viren aufweist, kann es zum so genannten Reassortement kommen. Damit bezeichnen die Virologen den Austausch von Genen und der Virus kann so aus Genen von Schweinen, Menschen und Vögel bestehen – und ist damit neu virulent.
Die WHO hat derzeit die Phase 3 ausgerufen, die zu den pandemischen Warnphasen zählt. Damit beschreibt die WHO Infektionen von Menschen mit einem neuen Subtyp, der nicht oder nur in seltenen Fällen von Mensch zu Mensch übertragen wird. Eine räumlich begrenzte Übertragung würde die Warnstufe 4 initialisieren.

Parallelen zur Spanischen Influenza?
Besorgt ist die WHO wegen einiger Auffälligkeiten der Krankheit. 1918 fielen der durch H1N1 verursachten Spanischen Grippe weltweit fast 100 Millionen Menschen zum Opfer. Nicht nur die Nomenklatur ist mit der heutigen vergleichbar, sondern auch, dass das Virus vor allem junge Erwachsene und auch Gesundheitspersonal befällt. Für tatsächliche Parallelen ist es jedoch noch zu früh, sagte Dr. Chan am Samstag.
Derzeit wisse man noch generell zu wenig über den Ort, woher das Virus herstammt, zu wenig über Verbreitungsmuster und warum es bei manchen Menschen schwerere und bei andern einen leichten Krankheitsverlauf verursacht. Auch um etwas über die Sterblichkeitsrate zu sagen, sei es noch zu früh.
Dr. Chan hat sich vergewissert, dass die Mexikaner ausreichend mit Tamiflu versogt ist, um einer Pandemie entgegenzutreten, doch könnte je nach Krankheitsverlauf auch internationale Hilfe notwendig werden. Neben einer Krisensitzung hat die WHO am Sonntag ein erstes Handbuch zur Beobachtung und Feststellung dieser Influenza-Grippe veröffenlicht.

Die Vorsorge läuft
In Kanada wurden bis Sonntag bislang sechs Fälle berichtet, die allesamt von einer Reise aus Mexiko zurückkamen. Derzeit muss man mit gemeldeten Fällen jedoch vorsichtig sein, denn der Gesundheitskommissar von New York, Thomas Frieden, musste in der New York Times berichten, dass es auch schon Falschmeldungen gegeben hat. Fünf von sechs Tageskinder aus Tremont in der Bronx wurden mit Influenza-Symptomen untersucht, doch alle negativ auf Schweinegrippe getestet.
Aktuell gibt es am späten Sonntag abend keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, doch hat das baden-württembergische Ministerium von Reisen nach Mexiko abgeraten, solange die Ansteckungsgefahr des Grippevirus nicht sicher bekannt ist.

Lesestoff:
Zuverlässige Informationen erhalten Sie beim Robert-Koch-Institut: www.rki.bund.de

Roland Krieg

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