Schweinepest in Russland außer Kontrolle

Landwirtschaft

Russland: Schweinepest-Probleme nicht vor 2020 gelöst

Das russische Landwirtschaftsministerium zieht eine düstere Diagnose: Die Probleme mit der Afrikanischen Schweinepest sind nicht vor 2020 zu lösen. Der Veterinärservice Rosselkhoznadzor hoffte auf das Jahr 2018. Der Status „Frei von Schweinepest“ ist unabdingbar für den internationalen Handel, damit sich die hoch infektiöse Krankheit nicht weiter ausbreitet. Deutschland hat mit großen Anstrengungen erst im April dieses Jahres diesen Status nach mehr als 20 Jahren wieder zuerkannt bekommen [1].

Ausbruch zieht weite Kreise

Seit Juli gibt es Berichte über Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Regierungsbezirk Tver, nordwestlich von Moskau. Seit dem 25. Juli ist das Verbringen von Schweinen aus der Region Tver untersagt. Seit dem 01. August ist auch die Jagd auf Wildschweine verboten. Sie gelten als klassisches Reservoir für das Virus.
Mit 100.000 Schweinen musste die jemals in Russland größte Menge an Tieren gekeult werden. Rosselkhoznadzor zitiert einen Agrarexperten, der anhand der sanitären Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit die Attraktivität des Sektors für ausländische Agrarinvestoren schwinden sieht.
Am 30. Juli wurden weitere Krankheitsfälle in der Region Krasnojarsk, nördlich der Mongolei, gemeldet. Mehr als 9.000 Schweine werden gekeult. Der Veterinärdienst spricht schon offiziell davon, dass die Situation zur Afrikanischen Schweinepest „außer Kontrolle“ geraten ist. In der Nähe und wohl noch innerhalb des Fünf-Kilometer-Radius für die Ausmerzung der Schweine befindet sich auch eine Farm mit 11.000 Tieren, die über den russisch-dänischen Fonds Dan-Invest finanziert wurde. Dan-Invest hat in Russland in mehrere Schweineanlagen investiert.

Große Mastanlagen

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sank die Zahl der Tiere dramatisch. Im Schweinebereich fiel die Haltung von 31,5 Millionen Tieren im Jahr 1992 auf 16,5 Millionen Tiere im Jahr 2008. In Verbindung mit sinkenden Importen ist der Fleischkonsum im gleichen Zeitraum von 75 auf 53 Kilogramm gesunken.
Große Mastanlagen versprechen nicht nur eine schnelle Umkehr der Fleischproduktion, sondern auch einen schnellen Return on Investment, beschreibt V. Babushkin in seiner Arbeit über die Schweineproduktion in Russland [2]. Die Schweinemast ist um den Faktor zwei bis 2,5 kürzer als bei Rindfleisch, die Produktionskosten liegen um 1,5 bis 1,8 Mal geringer.
Bis 2012 sollten in der Region Tambov, südlich von Moskau, drei neue Komplexe für insgesamt 50.000 Tonnen Schweinefleisch im Jahr fertig gestellt sein. Dan-invest ist mit einer Produktionskapazität von 25.000 Tonnen Schweinefleisch dabei und baut auf mehr als 10.000 Hektar Futtergetreide an. Weitere Kapazitäten für 50.000 Tonnen im Jahr sind in Planung.

Lesestoff:

[1] Deutschland frei von Schweinepest: Streng genommen sind es zwei verschiedene Viren, die aber doch sehr ähnlich übertragen werden und einen vergleichbaren Krankheitsverlauf nach sich ziehen. Die Klassische Schweinepest (KSP) ist im EU-Raum immer wieder auffällig. Die in Russland wütende Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in Afrika und Sardinien endemisch. In der EU hat es nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts sporadische Ausbrüche in Belgien (1985), den Niederlanden (1986), Spanien (1994) und Portugal (1999) gegeben. In Deutschland trat die ASP noch nicht auf.

[2] V. Babushkin: State and Trends of Pig Production in Tambov and Lipestk Regions of Russia; in: Biotechnology in Husbandry 25 (5-6), p 571-579; 2009

Roland Krieg

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