Schweizer Butterberge
Landwirtschaft
Bauern gegen Schweizer Billig-Butter
Die Milchmarktsituation in der Schweiz ist angespannt. Derzeit werden rund 200 Millionen Liter zu viel produziert, die verbilligt in die Nachbarländer und auf den Weltmarkt untergebracht werden.
Abbau Butterberge
Die Butterläger in der Schweiz sind derzeit voll.
Tausende Tonnen Butter werden mit Hilfe eines Fonds, den die Milchbauern selber
speisen, auf das niedrigere Preisniveau der EU und des Weltmarktes gedrückt.
Die Eidgenossen zeigen sich dabei erfinderisch. Im
Gegensatz zur normalen Butter muss eine „Light-Butter“, die als „Brotaufstrich
auf Milchbasis“ exportiert wird, nicht zusätzlich verzollt werden. Rund 3.000
Tonnen sind schon außer Landes gebracht worden und drücken auf das Gemüt der
deutschen Milchbauern.
Im Rahmen einer Protestaktion haben am Dienstag das
European Milkboard (EMB) und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter
zusammen mit ihren Schweizer Berufskollegen von Uniterre und Big-M Schubkarren
voller Butter an der Zollstation Riehen-Lörrach über die Grenze geschoben.
Bekannte Marktmechanismen
Der EMB erklärte zur Aktion, dass Dumpingsysteme und
ihre Wirkungen auf andere Märkte längst bekannt seien. Daher schade die Schweiz
mit dieser Politik der Marktsanierung nicht nur die Bauern in anderen Ländern,
sondern auch den eigenen, die für das Dumping auch noch aufkommen müssten. Nach
Angaben des EMB wird den Milchbauern je Exportliter ein Milchpreis in Höhe von
umgerechnet 19 Cent verrechnet.
Der EMD fordert die Einführung eines
nachfragegesteuerten Mengenregulierungssystems, das Überschüsse verhindert. Die
Schweiz hat die Milchquote bereits aufgelöst. Ein Mengensystem würde die
Überschüsse vermeiden, sei preiswerter als gestützte Marktsanierungen,
stabilisiere den Milchpreis und generiere höhere Einkommen bei den Milchbauern.
Dadurch könne der Staat die Stützung der Betriebe reduzieren.
Angesichts der Milchmarktperspektiven für 2012
erscheinen die Exportstützungen unsinnig. Für das nächste Jahr werden fünf
Prozent niedrigere Milchpreise erwartet, wie der landwirtschaftliche
Informationsdienst der Schweiz meldete. Die EU produziert mit den USA und
Ozeanien derzeit mehr Milch, als die Importländer aufnehmen. China hat im
September zehn Prozent weniger Milch als im Vorjahr eingekauft.
Verbandskrach
Vor kurzem traten die Schweizer Milchproduzenten (SMP) aus der Branchenorganisation Milch (BMO) aus. Der SMP will für seine Bauern ein Einkommen erzielen, das mit dem anderer Erwerbstätiger vergleichbar ist. Doch davon sei man derzeit weit entfernt. Der SMP wirft dem BMO vor, zu sehr handelsgesteuert zu sein und den Preiskampf an der Ladentheke zu forcieren.
roRo; Foto: EMB