Schwere Waldschäden in Deutschland
Landwirtschaft
Orkane haben leidendem Wald zugesetzt
Abgedeckte Dächer, auf Fahrzeuge, Stromleitungen und Straßen gestürzte Bäume, durch Hochwasser überflutete Gebiete und weitere Sturmfolgen führten zu tausenden Einsätzen in ganz Deutschland. Der Deutsche Feuerwehrverband hat den Tausenden an Kräften und vor allem den Freiwilligen Feuerwehren für den tagelangen Einsatz der Orkanwoche gedankt. Die TV-Bilder haben die Feuerwehrmänner oft genug mit Kettensägen gezeigt, um Straßen wieder frei zu machen und von Bäumen begrabene Autos zu befreien.
Das ist aber dennoch nur ein kleiner Einblick, was in den Wäldern noch zu tun ist. Dort haben „Xandra“, „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ weitere Schneisen der Verwüstung in die durch Trockenheit und Schädlinge leidenden Wälder geschlagen. Weiterhin wird vor einem Aufenthalt im Wald wegen herabfallender Äste und umstürzender Bäume gewarnt.
Verkehrssicherungspflicht fair aufteilen
„Die Wetterextreme infolge der menschengemachten Klimaerwärmung reißen nicht ab“, sagte Dr. Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin der AGDW – Die Waldeigentümer, „der Wald ist durch die jüngsten Orkane erneut schwer getroffen“. Nach den außergewöhnlichen Stürmen wie Kyrill im Jahr 2007 und Friedrike in 2018 sind die Waldbesitzenden auch durch die Stürme vom vergangenen Wochenende stark betroffen. Sie müssen jetzt das Holz aufarbeiten, Zäune reparieren und zerstörte Flächen wiederbewalden.
Entwurzelte und abgebrochene Laub- und Nadelbäume haben auch zu zahlreichen Schäden an Gleisen, Oberleitungen und Straßen geführt. Die Waldbesitzenden fordern daher eine gesetzliche Ausgleichsverpflichtung für unverhältnismäßige Belastungen bei der Verkehrssicherungspflicht. Diese haben nicht nur durch die Wetterextreme zugenommen, sondern auch infolge des wachsenden Verkehrsaufkommens. „Die Verkehrssicherungspflicht darf nicht allein den Waldbesitzenden aufgebürdet werden, sie muss zwischen Bund, Ländern, Verkehrsträgern und Waldbesitzenden verteilt werden“, sagte die Hauptgeschäftsführerin. Sie wies darauf hin, dass § 1 des Bundeswaldgesetzes Bund und Länder zu einem Ausgleich verpflichtet.
Gleichzeitig muss die Krisenbewältigung durch die dringend notwendige Reform des Forstschädenausgleichsgesetzes entscheidend verbessert werden. Dieses muss deutlich besser als bisher dafür sorgen, dass ein Überangebot an Schadholz vermieden, der Holzpreis stabilisiert und die Liquidität der Forstbetriebe gesichert wird.
Orkane in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern
Das Niedersächsische Ministerium für Landwirtschaft meldet in einer ersten Einschätzung, dass die Orkane das Tiefland sowie exponierte Mittelgebirgslagen im Solling, Harz und Weser-leinebergland sowie das Osnabrücker Hügelland getroffen haben. Neben Einzelwürfen sind auch ganze Gruppen von Bäumen umgeworfen worden. Besonders im Tiefland sind flächige Blößen entstanden, die in den kommenden Jahren wieder aufgeforstet werden müssen. Derzeit kann die betroffene Waldfläche und die Schadholzmenge noch nicht näher beziffert werden. Mit Prognosen rechnet das niedersächsische Forstministerium (ML) gegen Ende dieser Woche, nachdem sich die Förster ein erstes Bild machen konnten.
Von Schadenssummen wollen auch die Förster in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht sprechen. Es habe aber „katastrophale Schäden“ gegeben. Umgeknickte und entwurzelte Bäume stehen noch unter Spannung. Beim Betreten des Waldes besteht Lebensgefahr, teilt das Ministerium mit. Alleine „Zeynep“ habe so viel Bruch gemacht, wie sonst im Jahresdurchschnitt entsteht. Was nutzbar am Boden liegt, soll zuerst gerettet werden, um dann auch weiter in den Wald hineinzukommen.
Roland Krieg
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