Schwerer Stand Grundlagenforschung
Landwirtschaft
Innovationspreis Gregor Mendel an Andreas Sentker
„Es gibt keinen besseren Zeitpunkt über Pflanzenzüchtung zu reden als jetzt“, sagte Wissenschaftsjournalist Andreas Sentker von der „Zeit“. Sentker bekam am Montag von der Gregor Mendel Stiftung den Innovationspreis für sein brückenbildendes „Eintreten für Innovation und Forschungsfreiheit um die moderne Pflanzenforschung“ überreicht.
Forschung erhalten
Energie und Welternährung sind Themen so
Sentker, für deren Lösung die aktuellen Strategien der Wissenschaft nicht
verengt, sondern erweitert werden sollen. Damit möglichst viele Wege offen
bleiben, gehöre die grüne Gentechnik zur Pflanzenzüchtung dazu. Dennoch bemerkt
der Journalist, dass gesellschaftlich die Skepsis zunimmt.
Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane
Nüsslein-Volhard, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie
klagte über die Einschränkungen für die Grundlagenforschung. Auf Dauer werde
sich die grüne Gentechnik durchsetzen, auch ohne Deutschland. Doch derzeit
wandern die jungen Wissenschaftler zum Forschen ins Ausland – wie bereits schon
bei der Einführung der roten Gentechnik im Bereich der Humanmedizin.
Gegenüber Herd-und-Hof.de sagte sie, dass
die Bevölkerung über die Grundlagen zu wenig Bescheid wisse. Wer noch einen Garten
habe, der wisse, wie wichtig Resistenzen bei Pflanzen gegen Schädlinge sind.
Oft werde die Landwirtschaft romantisiert und realistätsfern betrachtet.
In Westeuropa gebe es das beste Klima der
Welt. Während man hier beispielsweise keine salztoleranten Pflanzen brauche,
sind die Wachstumsbedingungen in den Entwicklungsländern oftmals ganz anders.
Der Schädlingsbefall in Europa sei zudem nicht mit dem in den Tropen zu
vergleichen. Deshalb müsse die Grundlagenforschung mit notwendigen
Feldversuchen auch hier stattfinden.
Die Wissenschaftler sind jedoch so
verunsichert, dass sie am Max-Planck-Institut in Köln nicht mehr an
Nutzpflanzen, sondern an der Arabidopsis, der Acker-Schmalwand, forschen.
Wissenschaftskommunikation
Nach Prof. Nüsslein-Volhard wissen Politiker
recht viel über die Gentechnik. Doch trauten sie sich nicht, es kund zu tun. Vor
Entscheidungen hören Politiker neben wissenschaftlichen, auch soziale und
ökonomische Aspekte. Nach Sentker werde dann nach Wählbarkeitskriterien zwischen
den Argumenten abgewogen. Dann falle die politische Entscheidung schon mal
gegen die wissenschaftliche Expertise aus.
Für die Nobelpreisträgerin ist so ein
Verhaltend „kränkend und verletzend“, denn oftmals werden die Gutachten von der
Politik gewünscht – um anschließend nicht beachtet zu werden. „Vernunft muss
einkehren“, forderte sie. Aufklärung und Ausbildung in der Schule ist der
Schlüssel zum Verständnis.
Lesestoff:
www.gregor-mendel-stiftung.de
In der letzten Woche gab es gleich zwei
Veranstaltungen zur grünen Gentechnik, die sich unter anderem mit der Kommunikation
in Richtung Verbraucher und Politik beschäftigten
Roland Krieg