Schweres Biojahr 2015

Landwirtschaft

Probleme für den Ökosektor verschärfen sich

Die Bundesländer haben in den letzten Jahren die Umstellungs- und Beibehaltungsprämie für den Ökolandbau erhöht. An Bayern sollten sich die anderen Bundesländer orientieren, denn mehr als der Freistaat schöpft niemand den möglichen Spielraum aus, sagte Jan Plagge, Vorstand vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Grünen Woche.

2015 Das Primetime Jahr

Die diesjährige Jahreszahl beschreibt im Fernsehen auch die Prime Time. Zu dieser Sendezeit bekommen die Anstalten die höchste Aufmerksamkeit. Für den Ökolandbau sind die nächsten 12 Monate ebenfalls entscheidend und die Branche wirbt um die Aufmerksamkeit der Verbraucher.

Die Aussichten für die Ökobauern sind nicht rosig. Die Landwirte haben mit einer festen Einspeisevergütung für den Anbau von Biogasmais derzeit noch immer günstigere Alternativen für die Produktion.

Zudem dräut die EU-Ökoverordnung, deren Ausrichtung derzeit zwar verbessert, aber nicht komplett umgestaltet wird, wie es die Ökoverbände fordern [1]. Plagge kritisiert vor allem die Haltung der EU-Kommission, weil die Ökoverbände während der Ausarbeitung bereits auf die Kritikpunkte aufmerksam gemacht hätten. Derzeit ist der Veränderungswillen in der Kommission gering. Plagge: „Wir erwarten harte Verhandlungen in den nächsten Wochen und Monaten.“ Die Verordnung dennoch im Sommer 2015 verabschieden zu wollen, „ist ein scharfer Ehrgeiz“, ergänzt BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. Die Arbeit bindet Kräfte, die für die politischen Aufgaben zu Hause besser eingesetzt wären, heißt es aus der Branche.

Auch die Dünge-Verordnung gefällt den Ökobauern nicht. Beim Stickstoff gehe es nur um die Kerndomäne des Ökolandbaus organische Düngung. Die mineralische Stickstoffdüngung soll unangetastet bleiben. Um die Überdüngung zu vermeiden und den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, fordert der BÖLW eine Abgabe auf diese Betriebsmittel.

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU läuft gerade erst an. Noch immer sind nicht alle Programme für das Greening genehmigt. Der Ökolandbau gilt zwar per se als Greening in der Landwirtschaft, doch das Ende der Förderperiode 2020 rückt schnell heran. Geplant soll ab 2021 das Prinzip der Direktzahlungen wegfallen. Ob die EU das umsetzen will, wagt niemand zu prognostizieren. Sich aber schon jetzt mit der nächsten Förderperiode auseinander zu setzen, sei nicht verkehrt, erinnert Löwenstein. Das aktuelle Greening könne nur ein erster Schritt für eine stärkere Berücksichtigung gesellschaftlicher Wünsche sein. Die Planungen können nicht erst mit der Midterm-Review im Jahr 2017 beginnen.

Heimische Produkte

Während die Nachfrage nach heimischen Ökoprodukten steigt, bleibt die Entwicklung des Ökolandbaus zurück. Sowohl die Fläche als auch die Zahl der Betriebe entwickelt sich unterdurchschnittlich, kritisiert Plagge.

Das liege vor allem an der Politik, die sich diesem Wachstumsmarkt zu wenig zuwendet. Das liege aber auch an den falschen Preisen der konventionellen Produkte, kritisiert Löwenstein. Die Wasserkosten für konventionelle Produkte seien sehr teuer, aber im Warenpreis nicht enthalten. „Wir zahlen sie an der Ladenkasse nicht mit, sondern über die Wasserrechnung“. [2]

Lesestoff:

[1] Die letzte EU-Agrarratssitzung zum Thema Ökoverordnung

[2] Der „Gegenwert öffentlicher Leistungen“ ist mittlerweile gut berechenbar – wird in der Politik aber nicht umgesetzt: Inwertsetzung der Natur

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-15“ anzeigen lassen]

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