Schweres Jahr für Bienen

Landwirtschaft

Winter für die Immen zu lang

Die kleinsten Nutztiere in der Landwirtschaft haben ein schweres Jahr vor sich. Das im letzten Jahr angefangene Bienenmonitoring zeigte bereits, dass die Varroa-Bekämpfung im August 2005 mit Ameisensäure auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit eine schlechte Wirkung hatte. So zeigte sich bereits im Oktober ein höherer Parasitierungsgrad und Experten rechnen bereits mit höheren Völkerverlusten in diesem Jahr.

Sehnsucht nach warmem Wetter
Jetzt kommt auch noch der lange und kalte Winter hinzu. Bienen und Imker warten dringend auf warmes Wetter, weil die frostigen Temperaturen die Bienen am Ausfliegen hindern, vermerkte die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW). Die Tiere wärmen sich zur Zeit in der Wintertraube gegenseitig und leben von den Vorräten in den Waben.
Auch ein schöner Frühling wird die Prognose für eine kleinere Honigernte in 2006 nicht mehr ausgleichen, bremst Dr. Gerhard Liebig die Erwartungen auf der jährlichen Frühjahrstagung der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim.
Der Winter kam zu früh und hielt ohne Unterbrechung viel zu lange an. Die Bienenvölker sind stärker belastet als in den Jahren zuvor. „Die Folgen sind Futtermangel und Krankheiten. Die Völker werden schwächer und können sogar sterben“, erklärt Dr. Liebig.
Die LWK NRW beschreibt warum: Damit der Bienenstock sauber bleibt, haben die Bienen den Winter über ihre Exkremente in der dehnbaren Kotblase gespeichert. Erst bei Temperaturen von über zehn Grad Celsius fliegen sie aus und erledigen ihr Geschäft. Je länger die Wartezeit bis zu diesem Reinigungsflug dauert, umso problematischer wird es für die Tiere. Im Extremfall koten sie im Stock ab und werden krank. Weil kranke Tiere den Stock verlassen, beginnt das Volk zu kümmern. Wenn das Volk genügend Futtervorräte hat, dann ist eine Kontrolle durch den Imker nicht notwendig. Bei den kalten Temperaturen würde er die haarigen Brummer sogar noch zusätzlich stören.

Rascher Frühling
Dr. Liebig sorgt sich auch über den kommenden Frühling. „Nach einem langen Winter folgt sehr häufig ein rascher Frühling. So schnell kommen die Völker in ihrer Entwicklung aber gar nicht nach. Bienenarbeiterinnen brauchen für ihre Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Insekt 21 Tage. Wenn sich die Vegetation explosionsartig entwickelt, hinken die wintergeschwächten Völker hinterher und verpassen deren ersten Höhepunkt, die Blütentracht, so dass nur wenig Blütenhonig eingetragen wird.“ Junge Sommerbienen sind auf Krokusse, Schneeglöckchen und vor allem Weiden, Haselsträucher und Kornelkirsche angewiesen.
Auch die Prognose für den Waldhonig fällt für 2006 schlecht aus. Eine Waldtracht setzt den Massenbefall von Läusen auf Fichten und Tannen voraus. Der Ausgangsbestand an Läusen ist jedoch gering und nach dem bisherigen Witterungsverlauf ist auch nicht damit zu rechnen, dass die wenigen Läuse im Frühjahr gute Vermehrungsbedingungen vorfinden. Ohne Läuse gibt es keinen Waldhonig, so Dr. Liebig.

Und das ist schade, denn im Honigverbrauch sind die Deutschen schon immer Weltmeister gewesen. 100.000 Tonnen werden jährlich vernascht – und ein Drittel davon stammt noch aus heimischer Produktion. 2006 wird es wahrscheinlich weniger sein.

roRo

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