Schwerpunkt Tierhaltung im kritischen Agrarbericht

Landwirtschaft

Tierhaltung notwendig – aber anders

Der vom Agrarbündnis herausgegebene kritische Agrarbericht weist auf der Grünen Woche jeweils das Thema für das kommende Jahr aus, mit dem sich die Beteiligten schwerpunktmäßig beschäftigen. Das Thema Tierhaltung ist aus den Fachkreisen in der Öffentlichkeit angekommen, bemerkte Dr. Thomas Frieder und mit dem neuen Schwerpunkt will das Agrarbündnis einen Beitrag zur Diskussion stellen. Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, sieht einen Kampf um die Begrifflichkeiten, denn Tierwohl und artgerechte Tierhaltung wollten alle. Die Realität sehe aber anders aus, wenn in intensiven Haltungen möglichst viel Fleisch in kürzester Zeit produziert werden muss. Auf die Dauer könne sich Deutschland als Hochlohnland nicht gegen den Weltmarkt halten können.

„Mehr Tierschutz in der Landwirtschaft ist absolut notwendig“, unterstrich Esther Müller vom Deutschen Tierschutzbund. Es müsse nicht mehr die Tagesleistung des Tieres, sondern seine Lebensleistung gewürdigt werden. Daher sind Werbeangebote von 0,99 Euro für zehn Eier aus der Bodenhaltung kontraproduktiv.

Dr. Alexander Gerber von Demeter will keine Landwirtschaft ohne Tiere. Bei Demeter ist die Tierhaltung verpflichtend vorgeschrieben, um einen geschlossenen Nährstoffkreislauf zu erhalten. Weil freiwillige Appelle an Landwirte und Verbraucher wenig fruchten, soll das Ordnungsrecht einen für alle Nutztiere geltenden Standard für ihre artgerechte Haltung sicher stellen. Eine Stickstoffbesteuerung als Internalisierung von externen Effekten würde die Fleischproduktion in die richtige Richtung verteuern.

Einen angemessenen Preis geben

Die hohe Fleischproduktion zu äußerst günstigen Preisen ist das Ergebnis einer Konsolidierung, der letzten Dekaden. Immer weniger Betriebe halten immer mehr Schweine in einer arbeitsteiligen Produktion, die eine konkurrenzlose Fließbandware auf den Markt wirft. Es nicht nur Aufwand für die anderen Tierhalter, ihre Produktion aufrecht zu erhalten, sondern auch für die Verbraucher, die für höhere Standards tiefer in die Tasche greifen müssen, obwohl das preiswerte Steak zum Alltag geworden ist. Im Artikel „Dem Fleisch einen angemessenen Preis geben“ unterzieht Martin Hofstetter vier Steuerungsinstrumenten eine Prüfung, um zwischen allen Beteiligten wieder vergleichbare Wettbewerbsbedingungen zu schaffen: Die Stickstoffüberschussabgabe, eine Importsteuer auf Eiweißfuttermittel, eine Fettsteuer und die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch auf das Normalniveau von 19 Prozent.

Die Stickstoffüberschussabgabe wird der größte ökologische Nutzen zugeschrieben, eine Verteuerung der Importe würde die Überproduktion verringern und die Mehrwertsteueränderung wirke tiefgreifend auf den Konsum. Die Fettsteuer gilt als das schwächste Argument [1].

Lesestoff:

Der kritische Agrarbericht 2014. Schwerpunkt: Tiere in der Landwirtschaft; Agrarbündnis Konstanz (Hrsg.) Bestelladresse: www.bauernstimme.de

[1] Fettsteuer á la Mexiko oder Dänemark?

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-14“ anzeigen lassen]

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