SDG nachhaltig gestalten

Landwirtschaft

Global Soil Week erinnert an Biomasse- und Bodenpolitik

Ende des Jahres laufen die Millenniumentwicklungsziele aus. Acht einfache Ziele, die für die Entwicklungsländer verfertigt wurden und durchaus erfolgreich waren. So wurde vor allem regional tatsächlich die Zahl der Hungernden halbiert. Die künftigen Aufgaben werden größer und gelten für alle. Der Planet Erde kann nicht über seine Grenzen hinaus genutzt werden, weswegen im September in New York 17 verbindliche Sustainable Development Goals für alle Länder umgesetzt werden sollen. Mit 169 Maßnahmen sind sie umfangreich formuliert und erheben den Anspruch eines Weltvertrages, der das Überleben aller sichern soll.

Kohärenz ausgestalten

Klaus Töpfer, Exekutiv-Direktor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), sieht in der Erfüllung der Ziele eine „außerordentliche Bedeutung“, die das Recht auf Entwicklung für alle beinhalten. Aber die Ziele sind nicht kohärent, wie er zu Beginn der Global Soil Week in Berlin sagte.

Weltweit werden derzeit rund 13 Milliarden Tonnen Biomasse geerntet. Sie wird direkt oder indirekt in den Zielen Nahrungssicherheit, Energieversorgung, Produktion und Konsum sowie die nachhaltige Nutzung des Ökosystems erwähnt. Je nach Ausgestaltung der nationalen Bioökonomiepläne wird die Biomasse künftig deutlich mehr genutzt. Zwei Drittel des Bedarfes könne über eine Ertragssteigerung geliefert werden, der Rest nur über eine Ausdehnung der Anbaufläche, sagt Michael Obersteiner vom International Institute for Applied System Analysis (IIASA) aus Österreich [1]. Die Schätzungen gehen dabei weit auseinander und liegen zwischen zusätzlichen 123 Millionen und 1,015 Milliarden Hektar. Großflächige Produktionsausdehnungen werden soziale und ökologische Nachteile mit sich bringen, eine Reduzierung des Fleischkonsums hingegen eine Entlastung. Für die Umsetzung aller SDG wird die Fläche nicht ausreichen. Das IIASA schlägt daher einen integrierten Ansatz mit einer Festsetzung von Prioritäten vor. Wie die Nahrungssicherheit.

Für die reichen und armen Länder entstehen dabei unterschiedliche Muster. Die Industrieländer müssen sich verstärkt auf Änderungen des Konsums, die Entwicklungsländer auf Änderungen der Produktion einstellen.

Planetare Grenzen

Ernst Ulrich von Weizsäcker vom International Resource Panel der Umweltorganisation der Vereinten Nationen beschreibt die Herkulesaufgabe. Im Nachhaltigkeitsdreieck hat die Ökologie feste Grenzen, während Ökonomie und soziale Ansprüche keine Grenzen definieren. Dadurch entstehe ein massiver Konflikt. Aber die Techniken für dessen Bewältigung seien heute bereits vorhanden. Nur subventionieren die Länder heute eher den Verbrauch an Ressourcen, „und dann wundert man sich, dass alles schief geht“, so Weizsäcker.

Er denkt an eine Systemlenkung, wie beispielsweise eine CO2-Steuer. Das ist nicht weit von Michael Obersteiner, der die verstärkte Nutzung der Biomasse austarieren will. Es müssen Mechanismen des Monitorings und der Review gefunden werden sowie Rechenschaftspflichten, die eine Ressourcen- und Flächenkonkurrenz verhindern. Auf nationaler Ebene soll die Umsetzung der SDG durch eine Priorisierung erfolgen, international wird es im High-Level Political Forum der UN geschehen. Mit der Abstimmung der SDG im September wird es nicht getan sein. Der Prozess laufe 20 bis 30 Jahre, erläutert Obersteiner.

Das sieht auch die Umweltpolitikerin Mette Wilkie von der UNEP so. Die SDG mussten umfangreicher definiert werden, weil die Weltgemeinschaft eine Agenda für die Bewältigung der bekannten Herausforderungen brauche. Nur dürften die einzelnen Ziele nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Bislang sind nur einige Indikatoren zur qualitativen Messung der Erreichbarkeit definiert. Diesen Weg haben die Wissenschaftler noch vor sich. Vieles werde erst bei der nationalen Umsetzung fixiert.

Es mangelt vor allem am politischen Willen. Wilkie führt an, dass die Subventionen für fossile Energien weltweit etwa 500 Milliarden US-Dollar betragen, während die Ausgaben für die nachhaltige Bodennutzung lediglich 30 Milliarden US-Dollar umfassen.

Fruchtbare Böden zuerst

In der Abschlusserklärung der Global Soil Week am Donnerstag wurde daher die Bedeutung der fruchtbaren Böden betont. Nicht nur, weil nachhaltiges Boden- und Landmanagement an mehreren SDG beteiligt sind, sondern weil auf ihnen die Biomasse für Nahrung, Futter und Bioökonomie wachsen muss. Die Böden sind für wichtige Ökosystemdienstleistungen wie dem nachhaltigen Umgang mit Süßwasser und als Speicher für atmosphärisches Kohlendioxid wichtig.

Degradationsprozesse müssen aufgehalten werden. Die Sanierung von degradierten Böden ist von zentraler Bedeutung. Die Post-2015-Agenda muss bei der Umsetzung eine öffentliche Diskussion über die Ziele in den Ländern einleiten. Öffentliche Foren haben eine Bedeutung bei der Überwachung, Überprüfung und bei der Rechenschaftspflicht.

Lesestoff:

[1] The Role of Biomass in the Sustainable Development Goals: A Reality Check and Governance Implications. IASS Working Paper www.iass-potsdam.de

Roland Krieg

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