SEUROPZ beim Schwein
Landwirtschaft
Wer darf Handelsklassen klassifizieren?
Eingeweihte erkennen in der Buchstabenfolge SEUROPZ die Handelsklassen beim Schwein. Bei Rindern und Schafen gibt es vergleichbare Einteilungen. Die Einteilung beschreibt verschiedene Qulaitätsmerkmale, für die unterschiedliche Preise bezahlt werden. Spezielle „Klassifizierer“ beurteilen die halben Schweine am Schlachtband, veröffentlichen die Ergebnisse und dienen damit der Preisbildung am Markt.
Was wird klassifiziert?
Beim Schwein richtet sich die Einteilung in die einzelnen Klassen nach dem Anteil an Muskelfleisch. Liegt der Anteil von Muskelfleisch bei über 60 Prozent wird das Schwein in die Handelsklasse S sortiert. Abfallend bezeichnen die Klassen EUROP die Muskelfleischanteile 55 – 59 %, 50 – 54 %, 45 – 49 %, 40 – 44 % sowie weniger als 40 Prozent. Die Handelsklasse Z beschreibt Zuchtsauen mit einem Zweihälftengewicht von mehr als 130 kg.
Die EU-Verordnung 2017/1182 hat neu geregelt, wer mit welchen Klassifizierungsmethoden das Fleisch in die verschiedenen Handelsklassen einsortieren darf. Mit einer ersten Änderung des Fleischgesetzes wird die Bundesregierung den Anforderungen gerecht.
Wie wird klassifiziert?
Die Einteilung erfolgt nicht per Augenschein, sondern mit Hilde eines Messgerätes. Ein optoelektronisches Messgerät, für das es eine Zulassung geben muss, misst die Intensität der Lichtreflexion von Fleisch und Fett sowie am Kotelettstrang. Die Sonde wird 7 cm seitlich der Rückenmitte in Höhe der 2. und 3. Rippe zur Messung der Speck- und Muskeldicke eingestochen. Mit Hilfe einer Formel wird der Muskelanteil in Prozent berechnet. Drei verschiedene Sonden sind zugelassen. Neben der Hennessy GP4 der Physikalisch-Technischen Prüfanstalt Braunschweig, gibt es noch zwei Fat-O-Meater (FOM) als Messsonde oder als Ultraschallgerät Ultra-FOM.
Ursprünglich wurde die Speckdicke mit einer Schublehre in einem Zweipunktverfahren gemessen. Dafür musste das Schwein nach einer speziellen Schnittführung zerlegt werden. Auch diese Methode erfüllt die von der EU geforderte Schätzgenauigkeit – im Gegensatz zum Ultra-FOM.
Die technische Entwicklung ist dynamisch. So hat die EU Irland erst im März 2018 gestattet, verschiedene Hennessy-Sonden zu nutzen und den FOM aus der Zulassungsliste zu streichen, weil das Gerät nicht mehr genutzt wird. Das Gerät Auto-FOM III wird mit seinen Schätzverfahren zugelassen.
Wer ist der Klassifizierer?
Der Klassifizierer hat eine hohe Verantwortung, weil er Grunddaten für den Fleischmarkt bereitstellt.
Die Bundesregierung hat in ihrem Entwurf zur Anpassung an die EU-Verordnung das Fleischgesetz im § 2 wie folgt ändern wollen: „Eine von einem auszubildenden Klassifizierer unter ständiger Beaufsichtigung eines zugelassenen Klassifizieres durchgeführte Klassifizierung gilt als Klassifizierung durch einen zugelassenen Klassifizierer.“
Dem Bundesrat war das Ende September nicht genug, weil der Begriff „ständige Beaufsichtigung“ zu viel Interpretationsspielraum enthalte. Die Länderkammer hat folgenden Vorschlag gemacht:
„Die von einem auszubildenden Klassifizierer durchgeführte und gleichzeitig von einem zugelassenen Klassifizierer beaufsichtigte Klassifizierung gilt als Klassifizierung durch einen zugelassenen Klassifizierer, wenn der zugelassene Klassifizierer ausschließlich diese eine Klassifizierung beaufsichtigt, um jederzeit einschreiten und damit eine ordnungsgemäße Klassifizierung sicherstellen zu können.“
Die Bundesregierung stimmt dieser Änderung zu.
Roland Krieg