Sichtblenden für die Ziegenhaltung

Landwirtschaft

Ziegen fressen entspannter mit Sichtblenden

Ziegen sind Individualisten. Das macht sich vor allem beim Fressen im Stall bemerkbar. Der Futtertrog zwingt die Tiere zur Unterschreitung ihrer Individualdistanz. Die Tiere werden unruhiger und haben Stress. Es kommt zu Auseinandersetzungen. Selbst ein Fressgitter, bei dem die Ziegen ihren Kopf durch eine Öffnung stecken müssen, schafft kaum Abhilfe, denn während des Fressens blicken sie auf ihre Nachbarschaft – und da steht eine andere Ziege, die stört. „Sie unterbrechen die Futteraufnahme, weil sie andere Tiere, die ihnen zu nahe kommen, vertreiben wollen oder weil sie vor dominanten Tieren ausweichen müssen“, erklärt Susanne Waiblinger vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Vetmeduni Wien. Ziegen beobachten ihre Umgebung sehr aufmerksam und prüfen, ob sich ein ranghöheres Tier nähert.

Zusammen mit dem Thünen Institut hat sie sich auf die Suche begeben, Ziegen in Ruhe fressen zu lassen und baute Sichtblenden zwischen den Fressplätzen. Erstautorin Eva Nordmann prüfte mit einer Kontrollgruppe ohne Sichtblende das Sozialverhalten, beurteilte den Ernährungszustand und suchte im Kot nach Stressmarkern. Bei den Ziegen zwischen den Sichtblenden zeigten sich positive Effekte.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Die ranghohen Ziegen fraßen ruhiger, weil sie durch die Blenden keine Sicht auf die Fressplätze neben sich hatten und sich nicht gezwungen sahen Konkurrenten zu verjagen. Dadurch wurden auch die anderen Ziegen weniger von ihrem Fressplatz verdrängt. Die Fütterungszeit zeichnete sich so durch eine entspannte Situation mit weniger Störungen beim Fressen aus. Die Fressplätze waren mehr ausgelastet und die Ziegen standen häufiger direkt nebeneinander ohne einen Fressplatz freizulassen.

Das Forschungsteam stellte bei den ranghohen Tieren sogar eine Zunahme des Ernährungszustandes bei den Parametern Bemuskelung und Fettanteil im Lendenbereich fest. Die verringerte Störung durch benachbarte Tiere schien bei den ranghohen Tieren demnach die Futteraufnahme zu erhöhen.

Sichtblenden unterstützen Wohlbefinden

Die Sichtblenden verringerten die Aggressionen zwischen den Tieren im Fressbereich merklich. Für alle Herdenmitglieder verlief die Fütterungszeit somit entspannter. „Sichtblenden können daher als unterstützende Maßnahme am Fressplatz empfohlen werden“, schlussfolgert Waiblinger. „Gemeinsam mit den Metallpalisaden bilden sie eine sehr gute Struktur für den Fressplatz im Ziegenstall und tragen zum Wohlbefinden der Tiere bei. Das kann längerfristig auch die Gesundheit und Milchleistung der Ziegen verbessern.“

 

Lesestoff:

The article “Head partitions at the feed barrier affect behaviour of goats“ by Eva Nordmanna, Kerstin Barth, Andreas Futschik, Rupert Palme and Susanne Waiblinger was published in the journal Applied Animal Behaviour Science.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168159115000970

Susanna Berger (Vetmeduni Vienna); roRo Foto: Eva Nordmann (Vetmeduni Vienna)

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