Sieben Milliarden Menschen
Landwirtschaft
UN-Prognose zum Bevölkerungswachstum
Anlässlich des Weltbevölkerungstages am vergangenen Samstag hat das Statistische Bundesamt die Projektionen des Bevölkerungswachstums der UN veröffentlicht. Derzeit leben 6,8 Milliarden Menschen auf der Erde und Anfang 2012 werden es sieben Milliarden sein. Auf der Basis eines „mittleren Szenariums“ werden 2050 mehr als 9,1 Milliarden Menschen Nahrung, Energie, Wohnung, Arbeit und Platz beanspruchen.
Wachstum verlangsamt
Insgesamt verläuft das Wachstum langsamer als in den vergangenen Jahren. Die Entwicklung unterscheidet sich je nach Region sehr unterschiedlich. In Europa erfahren die Menschen das Bevölkerungswachstum nicht selbst, denn auf dem „Alten Kontinent“ geht die Bevölkerung von 729 auf 691 Millionen Menschen sogar noch zurück. Das stärkste Wachstum erfährt Afrika. Dort wird sich die Bevölkerung von heute einer Milliarde Menschen auf nahezu zwei Milliarden bis 2050 verdoppeln. Nach 2025 wird Indien China als bevölkerungsreichstes Land ablösen.
Weltbevölkerung in Millionen | |||||||
|
1950 |
1975 |
2000 |
2005 |
2010 |
2025 |
2050 |
Europa |
547 |
676 |
727 |
729 |
733 |
729 |
691 |
Afrika |
227 |
419 |
819 |
921 |
1.033 |
1.400 |
1.998 |
Asien |
1.403 |
2.379 |
3.698 |
3.937 |
4.167 |
4.773 |
5.231 |
- China |
545 |
911 |
1.267 |
1.312 |
1.354 |
1.453 |
1.417 |
- Indien |
372 |
617 |
1.043 |
1.131 |
1.214 |
1.413 |
1.614 |
Australien u. Ozeanien |
13 |
21 |
31 |
34 |
36 |
43 |
51 |
Lateinamerika u. Karibik |
167 |
323 |
521 |
557 |
589 |
670 |
729 |
Nordamerika |
172 |
242 |
319 |
335 |
352 |
398 |
448 |
Welt |
2.529 |
4.061 |
6.115 |
6.512 |
6.909 |
8.012 |
9.150 |
Q: UN-World Population Prospect (2008 Revision) |
Ressourcenverknappung
„Es könnte in den nächsten Jahrezehnten trotz massiver Steigerung der Nahrungsmittelproduktion eng werden hinsichtlich der Ernährung der Weltbevölkerung... Immer weniger Menschen produzieren immer mehr Nahrung. Und das muss so weitergehen... Aber der technische Fortschritt alleine, so sehr er die Umweltbelastungen pro produzierter Einheit zu senken vermag (Dematerialisierung, Erhöhung der Ökoeffizienz), führt in historischer Perspektive aufgrund des sogenannten Bumerangeffekts in der Summe häufig zu eher noch mehr als zu geringeren Gesamtbelastungen der ökologischen Systeme. Weil nämlich in der Folge von technischem Fortschritt immer noch mehr Menschen auf einem immer noch höheren Konsumniveau immer mehr Ressourcen verbrauchen... (Es müssen) auch absolute Grenzen der Ressourcennutzung durchgesetzt werden.“ 1)
Standen 1950 jedem Menschen noch 5.100 qm Ackerfläche zur Verfügung, werden es 2050 nur noch 2.000 qm sein. Allein in Deutschland gehen täglich 113 ha verloren. Das entspricht einer Fläche von rund 160 Fußballfeldern |
Klimawandel
Afghanistan, Bangladesh, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka gehören zur SAARC-Region, South Asian Association for Regional Cooperation. Dort stehen 21 Prozent der Weltbevölkerung lediglich vier Prozent der weltweiten Landfläche zur Verfügung. Innerhalb dieser Region hat Nazrul Islam (BUET) die Temperatur- und Niederschlagsentwicklung für Bangladesh aufgezeichnet und eine Temperaturerhöhung von einem Grad innerhalb der letzten 50 Jahre festgestellt. Bis 2050 werde es täglich auch zwei Millimeter Niederschlag mehr geben. Nach Schätzung des Klimaberichts des IPCC wird Bangladesh rund 17 Prozent seiner Landfläche und 30 Prozent seiner Lebensmittelproduktion einbüßen.
Auf Grund dieser Daten haben Wissenschaftler der Bangladesh University of Engineering and Technology (BUET) gegenüber dem Magazin Science ihre Hochrechnungen für die kommenden Reisernten mitgeteilt. An 12 Standorten wurden Ernten zweier verbreiteter Reissorten in den Erntejahren 2008, 2030, 2050 und 2070 mit einander verglichen. Das Modell berechnete eine um 20-Prozent kleinere Reisernte für das Jahr 2050 und sogar eine um die Hälfte kleinere Ernte im Jahr 2070.
Wer ernährt die Welt?
Rund 80 Millionen Menschen kommen jedes Jahr hinzu, die ernährt werden wollen. Diesen „Peak“ haben wir fast hinter uns, so Dr. Franz Fischler, und der Zuwachs geht auf 40 Millionen zurück. Aber auch dann hinterfragte er, ob dieses Bevölkerungswachstum wirklich eine „Garantie für die Nachfrage“ sei, wie oft angeführt, oder nicht viel mehr eine „Garantie für den Hunger“? Denn, um eine Nachfrage generieren zu können, brauchen die Menschen Kaufkraft. Auch sei es nicht so, dass das Ausland auf deutsche und europäische Produkte warte.
Gert Lindemann grenzte ein, dass die Agrarexporte nicht die Menschen in den Entwicklungsländern ernähren können. Dafür müssen die sich ihre eigenen Rahmenbedingungen schaffen. Die Exporte sollen als veredelte Produkte in kaufkräftige neue Märkte gehen. 2)
Lesestoff:
Details über alle Länder finden Sie auf der Seite http://esa.un.org/unpp/
1) Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher (Global Marshall Plan Initiative): „Entwicklung, Risiken und Perspektiven der Globalisierung in neuerer Zeit" Geschäftsbericht 2007 – 2009 des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg
2) Dr. Franz Fischler, Präsident des Ökosozialen Forum Europa auf der Jahrestagung der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Berlin, Juni 2009
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