Siebenschläfer-Wetter wird vorhersagbarer

Landwirtschaft

Wetterlabor Schwarzwald

> Nach dem 100jährigen Kalender ist das Wetter ?vom 22. Juni bis zum Ende fast täglich Donnerwetter und Regen und unlustig bis zum Ende?. Heute ist der Siebenschläfertag, dessen Wetter für die nächsten sieben Wochen bestimmend bleibt. Bauernregel wie diese erfreuen sich auch in Zeiten moderner Wettervorhersagemodelle großer Beliebtheit. Für die Bauern sind Wetterprognosen in der Erntezeit besonders wichtig. Zwar kann das Wetter heute mit Großrechenanlagen simuliert und vorhergesagt werden, trotz aller Fortschritte sind jedoch immer noch wesentliche Fragen ungelöst.

Wolken, Regen und Radar
Eine Wolke besteht nicht aus Wasserdampf, sondern ist ein Aerosol, eine Ansammlung von kondensierten Wassertröpfchen in der Luft. Wenn eine bestimmte Temperatur unterschritten ist, dann bilden sich in großer Höhe auch winzige, schwebende Eiskristalle. Diese wiederum bilden Kondensationskeime, um die sich weitere Wassertröpfchen sammeln ? bis die Schwerkraft größer ist als der Auftrieb: Es regnet. Auf dem Weg nach unten schmilzt das Eis und bildet die Regentropfen.
Das Niederschlagsradar sendet Mikrowellen mit einer Länge von 3 cm aus, die von den abregnenden Wolken reflektiert werden. Je mehr Wassertröpfchen in einer Wolke sind, desto höher ist die Reflektion.

Hohenheimer Lidar
Hier setzt ein Forschungsprojekt zur Verbesserung der quantitativen Niederschlagsvorhersage an, das vom Projektbüro an der Universität Hohenheim gemeinsam mit der Universität Karlsruhe organisiert wird: Die internationale Feldmesskampagne COPS im Sommer 2007. COPS (Convective and Orographically-induced Precipitation Study) untersucht die Regenbildung durch Gebirgseinflüsse und Wärmekonvektion. Mit Hilfe neuartiger Messinstrumente und -strategien sollen Lücken im Verständnis atmosphärischer Prozesse geschlossen und Daten von bisher unerreichter Qualität gewonnen werden.
COPS-Koordinator Dr. A. Behrendt: ?Für dieses Experiment bietet sich der Schwarzwald als natürliches Wetterlabor an. Hier in einem der höchsten deutschen Mittelgebirge wird besonders viel Konvektion ausgelöst. Dadurch entstehen die bekannten sommerlichen Gewitter und Niederschläge, die besonders schwierig vorherzusagen sind.? Heute und morgen gibt es einen Workshop im Hohenheimer Schloss.
Bereits jetzt fingert ein smaragdgrüner Laserstrahl über den Himmel des Hohenheimer Hochschulgeländes. Dabei handelt es sich um einen Lidar, ein Messinstrument, dass die Atmosphäre fächerartig mit Laserstrahlen abtasten kann. In der kommenden Ausbaustufe wird das System dreidimensionale Messungen der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur durchführen, was bisher nicht möglich war. Dabei sind es die räumlichen Strukturen, die bestimmen, wo Wolken entstehen und Niederschlag fällt.
Lidar ist die Abkürzung für ?Light detection and ranging? und sendet Laserimpulse aus. Das Gerät empfängt auch hier reflektierte Signale; zurückgestreutes Licht. Wolken und Staubteilchen in der Luft, Aerosole, streuen das Laserlicht am stärksten.

Vorhersage bevor Regen entsteht
Das Hohenheimer Lidar wird mit Satellitentechnik und Radar kombiniert, die teils am Boden fixiert, teils in Flugzeugen oder auf Lastwagen montiert sind. Prof. Dr. Volker Wulfmeyer vom Institut für Physik und Meteorologie ist stolz auf einen eigenen Radarbus: ?Radar und die bei uns weiterentwickelte Lidar-Technik ergänzen sich ausgezeichnet: Radar zeigt uns an, wo und wie viel es gerade regnet. Lidar hilft uns zu untersuchen: Wo, wie viel und warum wird es regnen? Denn um die Entwicklung von Wolken und des Regens wirklich zu verstehen, müssen wir in den klaren Himmel blicken.?
Die Siebenschläfer-Regel wird auch das Lidar nicht bestätigen können. Aber ein Gewitter oder Starkregen Stunden vorher ortsgenau und verlässlich voraussagen: Das wollen die Petrus-Jünger aus dem Schwarzwald schon in Zukunft können.
Mehr Informationen gibt es unter www.uni.hohenheim.de/spp-iop

roRo

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