Smart Fertilizing
Landwirtschaft
Digitalisierung treibt Präzision beim Düngen voran
Düngungsmaßnahmen sind eine Grundlage zur Ernährung von Kulturpflanzen und die Sicherung hoher und stabiler Erträge. Durch verschärfte Umweltvorschriften für das Düngen und die technische Entwicklung wird der Trend zur Hightech-Landwirtschaft auf Deutschlands Landwirtschaftsbetrieben beschleunigt. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung bei der Planung und bei der Ausbringung von organischen und mineralischen Düngern soll die Präzision der Düngung erhöhen. So hat der VDI-Bereich der Max-Eyth-Gesellschaft die Ergebnisse einer Tagung auf der Agritechnica vorgestellt.
Prof. Dr. Peter Pickel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs, sieht die Landtechnik in der Pflicht, die „Anforderungen der Gesetzgeber proaktiv in innovative technische Lösungen zu entwickeln.“
Der mittlerweile großflächige Einsatz von Stickstoff-Sensoren hat bei den Landwirten großes Vertrauen erweckt. N-Sensoren bestimmen den Stickstoffgehalt in Echtzeit und kalkulieren daraus die aktuelle Applikationsmenge. Was für den Landwirt zwar positiv ist, erhöht aber nur bedingt die gesellschaftlichen Akzeptanz beim Thema Düngung.
Skeptisch sind Landwirte allerdings gegenüber der autonomen Ausbringungstechnik. Hier reichen Vorstellungskraft und Vertrauen in die Entwicklung fahrerloser Technik als echte Alternative für die klassische Ausbringung noch nicht aus. Noch geringer ist die Hoffnung auf „smarte“ Mineraldüngemittel, die die Nährstoffe in Abhängigkeit von Pflanzenbedarf und Niederschlag freigeben. Nur jeder Dritte glaubt, dass das zukünftig möglich sein wird.
Technik ist verbesserungsfähig
„Die technischen Möglichkeiten für Smart Fertilizing sind schon weit entwickelt und eingeführt“, sagt Hubertus Paetow aus dem Vorstand der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die Präzision der Ausbringung könne aber noch weiter verbessert werden. Große Potenziale liegen in der Verbesserung der Algorithmen und Kombination der Sensorsysteme für die teilflächenspezifische Düngung. Hersteller haben das in ihre Programme aufgenommen und Landwirte seien bereit, die Innovationen zu nutzen.
Satelliten und Drohnen als Informationsquelle
Landmaschinenfabrikant Dr. Norbert Rauch geht sogar noch einen Schritt weiter. „Umfangreiche, teilweise bereits verfügbare Weiterentwicklungen im Datenmanagement werden bedeutende Effizienzsteigerungen ermöglichen. Aus der Ferne kann beispielsweise der Zustand und die Arbeit des Düngerstreuers verfolgt werden“, so Rauch. Daten von Satelliten und Drohnen können hilfreiche Informationen über den Ernährungszustand der Pflanzen liefern und diese mit den Bodenproben abgleichen. Spezialisten führen die Datenmengen in eine optimierte Karte für die zentimetergenaue Düngung. So kann die Düngermenge pro Flächeneinheit reduziert werden.
Innovativer Dünger
Der Fortschritt macht beim Dünger selbst nicht Halt. Dr. Carola Schuster leitet den Zentralbereiche Forschung und Entwicklung beim SKW Stickstoffwerke Piesteritz. Innovative N-Dünger können flexibel und intelligent auf die jeweiligen Bedingungen angepasst eingesetzt werden. Harnstoff kombiniert mit Urease- und Nitrifikationsinhibitor bietet derzeit das größte Potenzial für wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen.
Stephan Berends; roRo