Soja-Futter

Landwirtschaft

Heimisches oder überregionales Soja?

Die Landwirtschaftsminister aus 14 EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, haben in Brüssel eine gemeinsame Soja-Erklärung unterzeichnet. Sie zielt darauf ab, die nachhaltige, zertifizierte und gentechnikfreie Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Eiweißpflanzen insbesondere von Soja, in Europa zu stärken. Hintergrund ist die Maikonferenz von Ungarn und Österreich, die im Agrarrat vorgestellt wurde [1].

Wie die Kommission ist Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt skeptisch:: „Unsere heimischen Eiweißpflanzen sind gegenüber importiertem Soja noch nicht konkurrenzfähig, obwohl sie im Hinblick auf die Nachhaltigkeit überlegen sind. Die Entscheidung des Europaparlaments, den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf ökologischen Vorrangflächen einzuschränken, verpasst dem Eiweißpflanzenanbau in Deutschland einen zusätzlichen Rückschlag. Mit der Unterzeichnung der Soja-Erklärung setzen wir ein Signal, uns stärker für den Leguminosenanbau einzusetzen.

Derzeit werden nur auf zwei bis drei Prozent der europäischen Ackerfläche Leguminosen angebaut. In Osteuropa allerdings sind noch viele Flächen frei, teilt die Initiative Donau-Soja mit. Soja, Erbsen und Ackerbohnen können dort die Fruchtfolge deutlich erweitern. Für den Präsidenten von Donau Soja Matthias Krön steht die Erklärung für eine „Eiweißwende“.

Aus gleichem Grund begrüßt die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) die Erklärung. „Ein stärkerer Einsatz für den Leguminosenanbau in der EU ist dringend geboten, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Kulturen gegenüber importierten Soja aus Nord- und Südamerika zu verbessern.

Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) hingegen hält eine heimische Eiweißversorgung für „unrealistisch“. „Wir können ohne den Import von wertvollen Eiweißfuttermitteln die Versorgung der tierischen Veredlung nicht sicherstellen“, kommentiert Dr. Hermann-Josef Baaken, DVT-Geschäftsführer, die Ministererklärung. Die Politiker müssten die knappen Ressourcen in Europa realistisch betrachten.

„Agrarprodukte sollten aus klimatischen Gründen vorrangig dort produziert werden, wo die knappen Ressourcen am effizientesten genutzt werden können. Der internationale Agrarhandel schafft dafür den notwendigen Ausgleich zwischen Mangel und Überfluss und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“, so Baaken. Eine einseitige Bevorzugung regionaler Rohstoffe wie Soja aus Europa lehnt der DVT ab, weil sie nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch nicht nachhaltig ist. Den 1,5 Millionen Tonnen europäischen Sojas steht der Importbedarf von 31,2 Millionen Tonnen gegenüber. Zudem hat der europäische Verband der Mischfutterhersteller FEFAC Richtlinien für eine nachhaltige Sojaproduktion erstellt

Lesestoff:

[1] EU-Agrarrat: Gentechnikfreies Soja: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/eu-agrarrat-in-bruessel-10316.html

Roland Krieg

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