Sojaanbau in der EU noch auf niedrigem Niveau

Landwirtschaft

Einfluss von Biokraftstoffpolitik und Wettbewerb

Mit dem Angebot von Milch „ohne Gentechnik“ für die Verbraucher generiert der Lebensmitteleinzelhandel auf Erzeugerseite eine höhere Nachfrage nach Eiweißfuttermitteln, die gentechnikfrei erzeugt werden. Soja und Raps sind die wichtigsten in Europa. Der Anbau von Soja und Raps ist aber auch im internationalen Wettbewerb und im Zusammenhang mit der EU-Biokraftstoffpolitik zu sehen. Das belegte das Fachforum Futter des Deutschen Raiffeisenverbandes zur „Tierischen Veredlung“ Anfang Dezember 2016 in Berlin.

„GVO-freies“ Soja ist genug vorhanden. Die brasilianischen Ackerbauern nehmen die Nachfrage aus Europa und Deutschland auf und weiten ihren Anbau mit entsprechenden Preisaufschlägen aus. Nach Dr. Günter Peter vom Thünen-Institut werden in Brasilien derzeit auf rund 3,7 Millionen Hektar GVO-freies Soja angebaut. Aufpreise für die Fütterung mit GVO-freiem Futter machen sich beim Schlachtgewicht europäischer Schweine in Höhe von acht Cent, bei Rindern von 20 Cent und bei Eiern und Milch mit 0,5 und einem Cent bemerkbar. Solange Verbraucher Preisaufschläge bezahlen, sieht Peter keine Restriktionen für die Lieferung von GVO-freiem Soja aus Brasilien. Schwierig wird die Mehrkostenbemessung in verarbeiteten Produkten und beim Re-Export. Denn der internationale Handel wird GVO-freie Produkte nicht entlohnen.

Das Angebot von europäischem Soja hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. René van der Poel ist Geschäftsführer der ADM Trading und führt eine Raps- und Sojamühle in Straubing. Seit 2012 hat sich die Anlieferung von Soja aus europäischen Ländern von 0,9 auf 1,9 Millionen Tonnen im Einzugsgebiet der Mühle mehr als verdoppelt. Im Donauraum und auf dem Balkan werden rund zwei Drittel des europäischen Soja angebaut. Das ersetzte aber nicht mehr als ein Zehntel der aus Übersee importierten Ware. Dennoch: Das Straubinger Sojaschrot hat von Süd- bis Westdeutschland feste Abnehmer. In Norddeutschland hingegen kann die Ware nicht mit den Überseeimporten konkurrieren.

Die europäischen Erzeuger brauchen beim Anbau von Soja mehr Erfahrung. Die Hälfte der ungarischen Landwirte hat zum Beispiel durch die Dürre 2015 in diesem Jahr auf den Anbau von Soja verzichtet. Die Straubinger Mühle hat daraufhin Soja aus Serbien importiert. Fast die Hälfte des Soja kommt aus dem Land, das noch nicht in der EU ist. Im Falle einer Herkunftskennzeichnung ist das ein Problem. Das gentechnikfreie Futter stammt dann nicht aus der EU, ist gleichwohl aber europäisch.

Derzeit sind heimische Sojaerzeugung und Nachfrage im Gleichgewicht. Wenn aber im Rahmen der EU-Biokraftstoffpolitik die Biodieselnutzung weiter gekürzt wird, der Rapsanbau dann zurückgeht, die Bauern Raps durch mehr Soja ersetzen und der Schweinesektor komplett auf GVO-freies Futter einsteigt, dann reicht es bei weitem nicht, warnt van der Poel. Derzeit fängt das heimische Angebot an Rapsschrot den zusätzlichen Bedarf von GVO-freiem Soja noch auf. Eiweißstrategie und Biokraftstoffpolitik der EU ziehen hier nicht an einem Strang, so das Fazit auf dem Fachforum.

Roland Krieg, www.aid.de

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