Soli-Fonds für Maisanbauverbot?
Landwirtschaft
Linke fordern Schädlingsbekämpfung ohne Gentechnik
Gegen den Begriff „Maiswüsten“ wehren sich Wissenschaftler, weil es in Deutschland keine wogenden Maisfelder bis zum Horizont gibt. Aber es gibt Regionen, in denen Mais auf rund einem Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche steht. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Frage der Links-Fraktion nach „Verbreitung und Kontrolle von Schadinsekten mit und ohne Agro-Gentechnik“ diese aufgezeichnet: Im Jahr 2007 waren das in Niedersachsen die Landkreise Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim und Vechta, in NRW Borken und Steinfurt sowie die Landkreise Passau und Rottal-Inn in Bayern.
Mais ist im Anbau zwar selbstverträglich, doch deckt der jährliche Anbau ohne Fruchtwechsel Schädlingen den Tisch.
Fruchtwechsel nur beim Wurzelbohrer
Während der Maiszünsler in Deutschland mittlerweile überall außer in Schleswig-Holstein vorkommt, tauchte der Maiswurzelbohrer im Jahr 2007 das erste mal in Baden-Württemberg auf. Rund 300 Käfer wurden bislang entdeckt, 200 in Baden und 100 in Bayern. Wegen seiner Gefährlichkeit gilt er als Quarantäneschädling und erzwingt ein Anbauverbot.
Die Bundesregierung sieht in der Lombardei ein intensives Verbreitungsgebiet. Dort lassen sich lokal bis zu 2,5 Millionen Käfer finden. 30 je Pflanze.
Mais ist begehrt
Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Linken, kommentiert die Antwort: „Die Biogasanlagen wachsen wie Pilze aus dem Boden. Das ist energie- und klimaschutzpolitisch gut, hat aber auch Nachteile: Maismonokulturen, Schädlingsbefall und schließlich die Propagierung von Gentech-Pflanzen. Doch die Risiken der Gentech-Pflanzen sind nicht beherrschbar. Sie sind ein teurer und bleiben ein gefährlicher Irrweg. Deshalb fordere ich von der Bundesregierung eine Informationskampagne zu gentechnikfreien Bekämpfungsmethoden. Der Anbau von Mais nach Mais gehört auch in Deutschland, wie in Ungarn längst praktiziert, verboten.“
Das Bundeslandwirtschaftsministerium prüft derzeit die Möglichkeit eines Solidaritätsfonds im Falle eines Anbauverbotes bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers. Die Alternative eines gentechnisch veränderten Gen-Mais halten die Linken für einen „Irrweg“ und beziehen sich auf die Arbeiten zu Resistenzbildung des Baumwollkapselbohrers in Amerika. Vergleichbare Resistenzen liegen bei anderen Schädlingen nicht vor. Dennoch hält Tackmann präventiv mechanische Kontrollmethoden für günstiger.
Warum Anbau?
Die Bundesregierung geht in ihrer Antwort davon aus, dass „Landwirte Bt-Mais nur in Gebieten anbauen, in denen die entsprechenden Schadinsekten bereits auftreten bzw. ihr Auftreten prognostiziert wird.“
Thorsten Kohl hat für seine aktuellen Diplomarbeit an der TU Dresden Bauern nach ihren Beweggründen zum Anbau von Bt-Mais befragt. Schlüsselerlebnisse waren Ertragsausfälle in Extremjahren und hohe Mykotoxinbelastung im Futter, die bei Zünslerbefall auftreten kann. Bei einigen Betrieben machte der Autor eine Technologieaffinität aus – ansonsten eher die landläufige „Strategie des Nichtstun. Chemische und biologische Pflanzenschutzkonzepte werden in der Regel nicht angewandt.“ Außerdem fehlen betriebsübergreifende Strategien.
Alternativen der Stoppelbearbeitung waren den Betriebsleitern zwar bekannt, werden aber aus Zeit- und Kostengründen nicht durchgeführt. Auch gilt der Pflug bei manchen als Erosion fördernde Bodenbearbeitung.
Lesestoff:
Maisanbau, seine Beizung und das Bienensterben haben die Zusammenhänge im Oberrheingraben 2008 aufgezeigt.
Im Ortenaukreis wurde 2007 der erste Jet-Set Beetle gefunden.
Kohl, T.: (2009) Gründe für den Anbau von Bt-Mais in Sachsen – ergebnisse einer Befragung landwirtschaftlicher Betriebsleiter und naturschutzfachliche einordnung. Diplomarbeit TU Dresden. (Zusammenfassung des Autors in Bauernstimme Januar 2010)
Roland Krieg