Sorten, die Samen in der Schote behalten
Landwirtschaft
Hoher Ertragsverlust durch aufgeplatzte Rapsschoten
Das wertvollste an der Rapspflanze ist der kleinkörnige schwarze Samen. 15 bis 18 ölhaltige Samen reihen sich in einer einzigen Schote aneinander. Platzt die Schote vor der Ernte auf, kullern die Samen heraus. Auf diese Weise gehen zwischen 15 und 20 Prozent der möglichen Ernte verloren. Die Schoten platzen bei steigenden Temperaturen auf. Je früher und höher die Temperaturen werden, desto mehr Saat geht verloren. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ein größer werdendes Problem.
Raps gegen Landwirt
Will der Landwirt möglichst viel Samen ernten, will der Raps wie andere Kreuzblütler auch, seine Reproduktion sichern. Die Samenfreisetzung ist also ein Faktor für den Reproduktionserfolg. Bei Raps ist bekannt, dass Temperaturen um 22 Grad Celsius das Aufplatzen der Schote auslösen. Forscher um den Experten Xin-Ran Li vom John Innes Center im britischen Norwich haben jetzt den Temperaturfühler, also das Thermostat der Schotenöffnung, gefunden.
Den Startschuss gibt das Gen IND, das bei Aktivierung Lignin in die Schotenwand einlagern lässt und verholzt. Das Gen wird von einem Protein geschützt, das sich wie ein Kabel auf der Kabeltrommel um das Gen wickelt.
Diese Wicklung wird durch steigende Temperaturen lockerer und aufgebrochen, so dass Transkriptionsfaktoren auf das Gen einwirken können und dieses dann die Schote verholzen lässt.
Gefunden hat Xin-Ran Li den Effekt bei der Ackerschmalwand, bei der rund 95 Prozent der Gene temperaturabhängig reagieren.
Suche nach neuen Sorten
Weil der Effekt jetzt aufgedeckt wurde, können Züchter beginnen, neue Rapssorten zu finden, die erst bei höheren Temperaturen aufplatzen und den Landwirten einen vollen Korntank bescheren.
Lesestoff:
Li, X. et al. (2018): Temperature Modulates Tissue-Specifiation Program to Control Fruit Dehiscence in Brassicaceae. In: Molecular Plant (12. Februar 2018), doi.org/10.1016/j.molp.2018.01.003
roRo, Pflanzenforschung.de