„Soziale Landwirtschaft braucht Unterstützung!“

Landwirtschaft

Strategiegespräch „Soziale Landwirtschaft“

„Soziale Landwirtschaft braucht Unterstützung!“ - Darin waren sich die 20 Fachleute einig, die sich vergangene Woche in Kassel zu einem ganztägigen Strategiegespräch zur Förderung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland trafen. Die Klausurtagung fand im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekts „Soziale Landwirtschaft auf Biohöfen“ statt; eingeladen hatte der Projektträger Petrarca, die europäische Akademie für Landschaftskultur e.V. (Witzenhausen). Teilnehmer waren Experten der Ökolandbau-Verbände und Träger der Sozialen Arbeit.

Grundlage für internationale Vernetzung
Soziale Landwirtschaft umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen integrieren, Höfe, die eine Perspektive bieten für sozial benachteiligte Menschen, für straffällige oder lernbehinderte Jugendliche, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Vorsorge, Inklusion, Rehabilitation, Bildung und mehr Lebensqualität sind Aspekte Sozialer Landwirtschaft.
Das aktuelle Projekt baut auf dem EU-Projekt SoFar1) auf, das zum Ziel hatte, Empfehlungen für die Europäische Politik zu erarbeiten. Es setzte auf einer Ebene an, die erst indirekt und mittelfristig Auswirkungen auf die Förderung Sozialer Landwirtschaft im nationalen Kontext haben wird. Ziel des neuen Projekts ist die Erarbeitung von Strategien zur Förderung Sozialer Landwirtschaft als Perspektive insbesondere für ökologisch wirtschaftende Betriebe in Deutschland. Dabei wird nach Wegen gesucht, wie der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von Höfen, die sich im sozialen Bereich engagieren, gefördert werden können. Dies soll die Grundlage für die Gründung und Etablierung eines bundesweiten Netzwerks legen. Mit diesen Zielen knüpft das Projekt an Entwicklungen in Italien, den Niederlanden und Norwegen an, wo die Zusammenarbeit von Einrichtungen und Verbänden des Ökolandbaus mit der Sozialen und Pädagogischen Arbeit schon deutlichere Früchte trägt als bei uns.

Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit, so Projektleiter Dr. Thomas van Elsen: „Neue Impulse für Arbeit im ländlichen Raum, Lebensqualität für Menschen mit Betreuungsbedarf auf Höfen und Perspektiven für die bäuerliche Landwirtschaft.“ Und Projektpartner Alfons Limbrunner von der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg ergänzt: „Unser Ziel ist insbesondere, das Potenzial Sozialer Arbeit in der Landwirtschaft deutlich zu machen, deren Möglichkeiten zur Gesundung und Stabilisierung von Menschen beitragen können.“ Die Partnerschaft Sozialer Träger und der Ökolandbauverbände hat z.B. in Italien zur Etablierung eines Netzwerks von sozialen Betrieben geführt, die sich gegenseitig in ihrer Entwicklung unterstützen. Dies könnte einen Paradigmenwechsel einleiten – hin zu einer Landwirtschaft, die sinnvolle Arbeit schafft und ländliche Räume belebt.
Die Ergebnisse des Expertengesprächs werden in Fortgang des Projektes und eine öffentliche Tagung zum Thema „Soziale Landwirtschaft auf Biohöfen in Deutschland“ einfließen, die vom 22.-24.10.2009 in Witzenhausen stattfinden wird. Die kommende Tagung möchte den Austausch zwischen Praktikern fördern, eine Weiterbildungsmöglichkeit bieten und Interessenten umfassend über Perspektiven Sozialer Landwirtschaft informieren.

Lesestoff:
1) Social Farming – Soziale Leistungen multifunktionaler Höfe (www.sofar-d.de)
Hier entsteht die neue Seite: www.soziale-landwirtschaft.de

Dr. Thomas van Elsen

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