Spaniens Sorgenkind ist die Getreideversorgung

Landwirtschaft

Endet Spaniens Boom in der Tierhaltung?

Der Abbau der Schweinehaltung in Deutschland wurde jüngst durch einen Bestandsaufbau in Spanien mehr als ausgeglichen. Doch in diesem Jahr wird das Getreide knapp und wirkt sich auf die Tierhaltung bis in das Jahr 2023 aus. Die Ukraine war bislang der Toplieferant für Getreide in Spanien. Zu dieser Lücke gesellen sich weitere Fragen.

Wassermangel und wenig attraktiv

Die Anbaufläche von Getreide variiert zwischen 5,8 und 5,9 Millionen Hektar. 2022 liegt die Anbaufläche deutlich unter 5,8 Millionen Hektar. Getreide muss sich in vielen Regionen gegen profitablere Baumfrüchte wie Nüsse und Oliven, aber zunehmend auch gegen gewinnträchtigeren Raps und Hülsenfrüchte durchsetzen.

Bei Mais steigen die Anbaukosten, weil die Bewässerung in einigen Flussregionen sehr teuer geworden ist. Landwirte haben 2022 auf Aussaat verzichtet. In Andalusien wurde der Bewässerungsanbau von Baumwolle, Getreide und Reis wegen Wassermangel halbiert.

Dieses Jahr hat sich die Trockenheit in Spanien lange ausgebreitet und zieht die Winterkulturen in Mitleidenschaft. Die Ertragsprognosen sind wöchentlich rückläufig. Die Frühjahrsniederschläge haben die Wasserbecken gerade einmal zur Hälfte des zehnjährigen Median gefüllt.

Hoher Futteranteil

75 Prozent des in Spanien angebauten Getreides landet in den Futtertrögen. Das hat in den letzten Jahren zum Boom der Tierhaltung beigetragen. Die Tierhaltung hängt an den Exportmärkten und an der Wiederbelebung des Tourismus in Spanien. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet bei anhaltender Getreideknappheit mit einem Abbau der Tierbestände im nächsten Jahr. Der Verband der Mischfutterindustrie geht in diesem Jahr bereits von einem Produktionsminus von vier Prozent aus.

Der Export von Fleisch ist in Spanien bis April 2022 um sechs Prozent gegenüber 2021 zurückgegangen. Dennoch wurden zwei Prozent mehr Tiere geschlachtet. Offenbar schlachten die Landwirte ihre Tiere mit geringerem Gewicht, um weitere Futterkosten zu sparen.

Ausblick

2017/2018 hatte Spanien mit 18 Millionen Tonnen Getreideimport die höchste Menge seit 2016 importiert. Im aktuellen Wirtschaftsjahr 2021/2022 wird mit einem Importvolumen von 15 Millionen Tonnen gerechnet. Wie es im neuen Wirtschaftsjahr mit der neuen Ernte ausgeht, ist noch offen.

Roland Krieg

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